Feier auf dem Rathausplatz "Hier hat der Jeck zu wenig Auslauf"

Langenfeld · Der Rathaussturm war ein wilde Party, bei der Norbert I. und seine Adjudanten sogar die Hosen runterließen. Viele Narren trauern jedoch immer noch dem Ort vergangener Feiern hinterher - und wünschen sich auf den Marktplatz zurück.

2015: Jecken stürmen das Rathaus in Langenfeld
14 Bilder

2015: Jecken stürmen das Rathaus in Langenfeld

14 Bilder

Ein Prinz, der die Hüllen fallen lässt, ein Kinderprinz im Prinzessinnenkleid und das Bürgermeister-Büro als falsches Dreigestirn — so verrückt wie gestern war noch keine Show, die Langenfelds Karnevalisten an Altweiber abgeliefert haben. Dem Narrenvolk gefällt der erste Rathaussturm, den es miterleben darf — bis auf den Ortswechsel. "Marktplatz ist besser", heißt es allenthalben vor dem Rathaus.

Und das waren die Glanzlichter:

Die Wiever "Die Frauen haben die Hosen an, der Prinz ist heut ein stiller Mann", reimt Kinderprinzessin Pia I. auf der Bühne. Tatsächlich hat sie mit ihrem Prinzen Max die Beinkleider getauscht. Prinzessin Claudia I. hat ihren Norbert und dessen Adjutanten in die Uniformen von US-Cops mit verspiegelter Sonnenbrille gesteckt. Auch Moderatorin Katja Liever trägt das Blau der San Francisco Police unweit von L.A., zum Glück aber keinen Schnuller im Mund wie die ruhiggestellten Regenten. Die erfrischende Art, wie die Blondine durchs Programm führt, gehört zum Besten an diesem Altweibertag.

Der Prinz darf nur einmal etwas singen (sein Sessionslied), legt aber auch so eine starke Show hin. "Rock your body" gebietet der Bühnen-DJ, und Cop Norbert I. und seine Adjutanten tanzen wie eine Boygroup, lassen nach den Jacken (über Sixpack-Shirts) sogar die Hosen runter.

Der falsche Prinz Frank I. mit riesiger Narrenkappe und barockem "Rock me Amadeus"-Mantel tanzt ebenfalls mit. Ihn haben die Sturmtruppen der Prinzessinnen aus seinem Beamtenbunker geholt, zusammen mit seinem Bauern Armin I. und der Jungfrau Elke, mit denen er eine Art Bürogemeinschaft bildet. Zweimal lässt das "Rathaus-Dreigestirn" Säcke mit Lösegeld herbeischaffen. Goldtaler, Lakritzschnecken und Berliner Ballen regnen aufs Narrenvolk herab. Doch Prinzessin Claudia gibt sich erst mit dem großen güldenen Rathausschlüssel zufrieden. Erleichtert überlässt ihr der entmachtete Bürgermeister auch seinen Terminkalender bis Aschermittwoch, darin vermerkt ein Treffen mit Reusrather Bürgern am Samstagmittag. Thema: Windenergie. "Wenn du dann beim Karnevalszug ab 14.11 Uhr auf deinem Wagen stehst, weiß ich: Alles ist gutgegangen", meint Frank I. mit Schelmenlächeln.

Den Rathausplatz zum Hüpfen bringt das Rheinische Tanzcorps "Echte Fründe" mit seinen Einlagen zu "In Kölle gebützt" und Brings' "Kölsche Jung". Auch die Nachwuchsgarden "Rheinsternchen" und "Echte Fründe" begeistern.

Insgesamt ein super Programm — leider am falschen Ort. Die Jecken wollen im nächsten Jahr durchweg zurück zum Marktplatz. "Das wird hier schnell zu eng", dräut es Pinguin Gerrit. "Die Bühne steht etwas unglücklich", meinen Birgit, Rita und Helga mit buntem Halsschmuck. "Über dem Marktplatz lacht die Sonne, hier versteckt sie sich", seufzen die Schneeköniginnen Petra, Claudia und Sabrina. "Der Rathausplatz ist zwar kompakt, aber wegen der Abstufungen und Büsche klein-klein und unübersichtlich", sagt Marinekapitän Peter. Und Annemarie, ein Cowgirl in Schwarz-Rot-Gold, findet ihre Bekannten nicht mehr: "Das ist doch das Schöne an Altweiber: Leute wiedertreffen! Hier geht das nicht, hier hat der Jeck zu wenig Auslauf!"

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort