Goch "Schlag ins Gesicht"

Goch · Das Tischtuch zwischen der Projektgesellschaft "Seniorenresidenz Goch" und der Stadt Goch scheint zerschnitten. Gemeinsam mit dem Unternehmer Joachim Prinz bekräftigte sie ihre Vorwürfe gegenüber der Verwaltung.

Die winterlichen Temperaturen draußen passten zu der gefühlten Temperatur am Tisch: eisig. Die Mimik von Joachim Prinz, Geschäftsführer des gleichnamigen Gocher Unternehmens, wechselte zwischen beinahe schon teilnahmsloser Resignation und Empörung. Der für die Öffentlichkeitsarbeit engagierte Journalist Jörg Hoffmeister zog an seiner Pfeife, während Manfred Andexer, Architekt von der eigens für den geplanten Erwerb, Betrieb und Bau der "Seniorenresidenz Goch" gegründeten Projektgesellschaft die Vorwürfe gegenüber der Stadt, namentlich dem Bürgermeister Karl-Heinz Otto, klar aussprach.

"Wir haben schon so einiges erlebt, aber so etwas wie hier in Goch niemals zuvor", fasste Andexer die Vorgänge der letzten zwei Jahre aus seiner Sicht noch verhältnismäßig milde zusammen. "Von der anfänglich zugesagten Ehrlichkeit der Stadt ist mittlerweile wenig übrig geblieben", so Andexer weiter.

Zum Hintergrund: Die Firma Prinz, die seit mehr als 50 Jahren am Standort Goch produziert, möchte das Gelände im Stadtkern an der Jakobstraße verkaufen, um Produktion und Versand im Industriegebiet zu konzentrieren. Die Projektgesellschaft "Seniorenresidenz Goch" wiederum ist nicht nur an dem Gelände interessiert, sondern auch bereit, die im dortigen Boden vorhandenen Altlasten auf eigene Kosten zu entsorgen.

Obendrein behauptet sie mit dem Bau ihres Altenpflegeheimes jene Bedarfslücke zu schließen, die ein von ihr in Auftrag gegebenes Gutachten für den Standort Goch unlängst ermittelt hat. Auch die Stadt hat zum Thema Bedarfsanalyse vor einiger Zeit ein Gutachten in Auftrag gegeben. Spätestens im März soll der Abschlussbericht fertiggestellt sein (wir berichteten).

"Die Stadt hat nicht nur den teuersten Gutachter beauftragt, sondern offensichtlich auch den, der am längsten braucht", kritisierte Andexer, der ebenso wie Prinz der Stadt inzwischen eine Hinhaltetaktik vorwirft. Und sie gehen noch weiter: Es stelle sich die Frage, "ob Goch zu einem seniorenfeindlichen Ort erklärt werden soll".

"Absolut hirnrissig"

Auch Hoffmeister ließ kein gutes Haar an der Verwaltung. Der Mann für die Öffentlichkeitsarbeit warf der Verwaltung vor, "bewusst Fehlinformationen" zu streuen, und fand für die "ständig neuen Einwände" der Politik deutliche Worte: "absolut hirnrissig".

Damit ist klar, dass die Beteiligten auf dieser Seite nicht mehr mit einer einvernehmlichen Lösung rechnen. Prinz sprach gar von einem "Schlag ins Gesicht" und äußerte die Befürchtung, dass "die Glaubwürdigkeit der Stadt bei neuen Investoren leidet, wenn schon die bestehenden Unternehmen nicht unterstützt werden." Andexer machte abschließend deutlich, dass man sich zu Beginn des kommenden Jahres informieren werde, "welche rechtlichen Schritte wir gegen die Stadt einleiten können".

(RP)
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