Warenhauskonzern: Galeria schließt 16 seiner 92 Warenhäuser
EILMELDUNG
Warenhauskonzern: Galeria schließt 16 seiner 92 Warenhäuser

Goch Platt mit Herz und Verstand

Goch · Matthias Kosman, ein Gocher Urgestein, machte sich ganz viel Arbeit, damit andere Freude haben: Er schrieb kleine und große, amüsante und besinnliche Geschichten auf und brachte sie zwischen Buchdeckel. Op Platt!

Der Mann hat ganz viel Herz, ebenso viel Verstand — und eine feine Beobachtungsgabe. Vieles von dem, was er so hörte und sah in seinem langen Leben, wäre — fast — verloren gewesen. Damals, als Matthias Kosman und seine Frau Helene wegzogen vom Gocher Berg an die Hülmer Straße. Da landete vieles von dem, was Matthias Kosman aufgeschrieben hatte, um es zu bewahren, dann doch im Altpapiercontainer. Gattin Leni denkt noch heute mit Grauen daran, dass das passierte. Aber verloren waren die meisten Geschichten dann doch nicht. Kosman hatte sie nicht nur auf Papier, sondern auch in seinem Gedächtnis (oder halt im Herzen!) bewahrt. Und er entschloss sich, sie diesmal mit einem ganz bestimmten Ziel aufzuschreiben: ein Buch.

Ütt onsen Hukk

Was dabei herauskam, das trägt den Titel "Ütt onsen Hukk än drömheröm". Einen passenderen Titel hätte Kosman kaum finden können. "Puupe Jäntje", "Putz Thomas", "Boxe met de Gochse Kärmes", "Bej de Krühan" — einige Beispiele nur für das, was Matthias Kosman in seiner Heimatstadt und drumherum erlebte und nun aufschrieb: Geschichten mit ganz viel Humor, mit Augenzwinkern und manchmal mit einem ganz kleinen Hauch von Melancholie machen einfach Spaß. Döntjes, manchmal auch ein Gedicht, kurze Geschichten, geeignet, sie immer wieder zu lesen. Dieses Buch passt wunderbar auf den Nachttisch. Man kann, man muss es aber nicht von vorne nach hinten lesen, kann sich immer wieder Döntjes aussuchen — und sich freuen.

"Von der Millinger Werft bis Hülm und ,quer' bis Uedem", so Matthias Kosman, reichten die Geschichten. "Viele habe ich von den Eltern aufgeschnappt, viele Geschichten haben Pointen, manche aber eben nicht. Denn sie sind so vielfältig, wie das Leben eben ist", sagt Matthias Kosmann. Und manche sind einfach wunderbar erfunden. So wie das Gespräch einer ganz gewöhnlichen Stadttaube mit dem Kirchturmhahn von Maria-Magdalena, der den ganzen Tag auf Arnold Janssen aufpassen muss — "op et Nölleke" eben.

Nölleke! Auch so ein Beispiel! Echtes Gocher Platt, sorgsam formuliert und sehr gut zu lesen, macht viele Geschichten erst zu dem, was sie sind. Das meiste könnte man auf Hochdeutsch gar nicht so treffend, so witzig erzählen.

Nicht nur für Gocher

Darum auch wirkt das Buch über Goch hinaus: Mundart-Veröffentlichungen sind selten geworden. An diesem Buch haben längst nicht nur Gocher ihren Spaß.

"Ich wollte nur eines — Freude bereiten", sagt Matthias Kosman. Das ist gelungen. Und wie! Die Sammlung eines langen Lebens. Kosman, Jahrgang 1934, arbeitete 47 Jahre als Lithograph bei G.W. Bösmann in Kleve. Viel Zeit hat er als Rentner auch noch nicht. Aktiv ist er beispielsweise in der Kolping-Mundartgruppe. Und er hat nicht nur dort schon viele seiner Geschichten vorgelesen — anfangs noch mit ordentlich Lampenfieber. Ganz einfach, um besagte Freude zu bereiten. Keine Frage: Das ist dem Mann vom Gocher Berg gelungen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort