Goch Mehr Platz für Spaß

Goch · Kinder planen einen Stadtteil? Geht das? Mädchen und Jungen der Pestalozzischule in Goch machten deutlich, wie gut das geht. Ihre Ideen verblüffen Fachleute. Und manchmal sind sie sogar ein wenig beschämend.

Da steht es, das Modell eines ganzen, neuen Stadtteils. Die Mädchen und Jungen der O2 a an der Pestalozzischule hatten, genau wie alle anderen Kinder, nicht mal zwei Wochen Zeit, das alles zu erdenken, zu planen und zu basteln — und das Ergebnis verblüfft nicht nur Konrektor Martin Perret und sein Team, es verblüfft alle. Auch Sandra Schleß von der Gocher Stadtentwicklungsgesellschaft GO!, die bekanntlich von Anfang an am Projekt

"Wir planen unseren neuen Stadtteil Reichswaldkaserne" beteiligt war. Eine Menge hat sie schon gesehen, gehört. Aber was die Kinder der Gocher Förderschule nun erarbeitet haben, das soll, ganz klar, so Sandra Schleß, nun nicht irgendwie an den Rand geraten. "Die Vielfalt der Ideen ist wirklich verblüffend. Da ist sehr, sehr vieles dabei, mit dem sich die Arbeitsgruppen und dann die Planungsgruppe befassen werden, ganz sicher!"

Nicht erst gucken nach der Erschließung, nach Straßen, nach irgendwelchen Regularien — nein, die Kinder haben gebastelt, gezeichnet, gemalt, wie sie sich den Grundriss des neuen Stadtteils vorstellen, was sie sich von ihm wünschen. Einen Hundesportplatz beispielsweise, ganz häufig einen Skateboard-Platz, ein Schwimmbad, eine Disco, ein gutes Angebot an Discountern, ein Kino, einen Zoo und, immer wieder, einen See.

Nicht zum Anschauen allein, sondern zum Baden, Angeln, Spielen. Martin Perret: "Deutlich wird, dass sich die Kinder so genannte Rückzugsräume wünschen. Aber nicht, um dort allein zu sein, sondern um miteinander etwas zu unternehmen." Treffpunkte, Spielplätze — wie einfach das umzusetzen wäre, was Kinder sich von solchen Plätzen wünschen, verdeutlichen die Bilder, die die Pestalozzischüler gemalt haben, die zeigen, wie sie sich so einen Spielplatz vorstellen.

Da geht es gar nicht um große, aufwändige, teure Anlagen, sondern um ganz einfache Dinge wie eine große Schaukel.

Rückzugsräume — das Stichwort. Im Umkehrschluss wird deutlich, wie kleine und durchaus nicht mehr so kleine Kids solche Räume in Städten heute vermissen. Dass es eben solche einfachen Dinge sind, die fehlen. Auch deshalb sei es wichtig, so Sandra Schleß, dass die Ideen der Pestalozzischule nicht verloren gehen.

Autowerkstatt

Platz für alle, wirklich alle: Die Zeichnungen und Modelle zeigen zudem, dass Kinder nicht durchweg das stört, was viele Erwachsene nervt: Autoverkehr vor der Haustür. Das Modell der O2 a beispielsweise hat auch eine große Autowerkstatt.

Geschäfte, Treffpunkte, ein tolles Jugendzentrum — aber die Kinder und Jugendlichen haben nicht etwa nur an sich gedacht. Ein Plan sieht z.B. ein Obdachlosenheim vor. Martin Perret: "Die Kinder haben sich bewusst gemacht, wie schrecklich es sein muss, gerade bei einem solch kalten Winterwetter kein Zuhause zu haben."

Querdenken. Den Schülern fiel das ganz schön leicht. Allein davon kann man als "vernünftiger Erwachsener" schon was lernen.

(RP)
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