Duisburg Zwiebelmethode und Reggae-Musik

Duisburg · Auf dem Weihnachtsmarkt mussten die Händler stundenlang der Kälte trotzen. Doch sie wissen, wie man sich warmhält. Die Passanten hatten es einfacher. Wurde es ihnen zu kalt, so konnten sie ins Warme flüchten.

Duisburg: So schützen sich Weihnachtsmarkthändler vor der Kälte
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Duisburg: So schützen sich Weihnachtsmarkthändler vor der Kälte

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Die Kälte hatte Duisburg Donnerstag besonders hart im Griff. Am Mittag waren es auf der Königstraße minus fünf Grad. Durch den scharfen Ostwind sank die gefühlte Temperatur sogar noch auf geschätzte minus 12 Grad. Wer sich im Freien aufhalten musste, der packte sich dick ein - ohne Mütze, Schal und ein Paar extra dicke Socken sah man kaum jemanden. Denn sogar der kurze Weg zum Auto oder zum Einkaufen konnte bei falscher Kleidung in dieser sibirischen Kälte zu Frostbeulen führen.

Eine Berufsgruppe, die wissen sollte, wie man am besten solchen Temperaturen trotzen kann, sind diejenigen, die von morgens bis abends in ihren Buden auf dem Duisburger Weihnachtsmarkt ausharren müssen. Bis zu zehn Stunden täglich stehen die Budenbesitzer und ihre Mitarbeiter in der Kälte. Wer da Opas alten Spruch "Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur die falsche Kleidung" nicht beachtet, der wird den langen Arbeitstag wohl nur mit Erfrierungen durchstehen.

Hans-Jürgen Vorsatz steht schon seit zehn Jahren jeden Winter mit seinem Stand für Tiroler Spezialitäten auf dem Duisburger Weihnachtsmarkt: "Heute habe ich noch eine Kleiderschicht mehr als gestern angezogen. Ich glaube, es sind sieben." Genau weiss er das spontan nicht. Und darum zählt er nach und kommt auf insgesamt acht Schichten. Unterwäsche, etliche T-Shirts, dicke Pullover und darüber noch eine Jacke. "Damit bleibt man obenrum schön warm, ohne einen Heizstrahler geht es aber dennoch nicht", fügt er hinzu. "Ganz wichtig ist aber, dass die Füße warm bleiben. Daher habe ich den Boden meines Standes extra mit einer Alu- und einer Styroporschicht gedämmt."

Damit auch von oben genug Wärme auf ihn während der kalten Tage im Stand herabströmt, will Vorsatz - den Sommer verbringt er auf einer vorarlberger Alm, wo er den Käse für den Weihnachtsmarkt selber herstellt - bald auch einen Heizstrahler an der Decke seines Standes anbringen. "Dazu noch viel heißen Tee, dann hält man es schon aus."

Direkt gegenüber von Hans-Jürgen Vorsatz' Stand befindet sich eine Duisburger Institution: der Grill-Stand von Inge Dupré. Hinter dem Rundgrill steht heute Junior-Chef René. "Mit Skisocken, Thermounterwäsche und viel Holzkohle hält man die Kälte ganz gut aus", erklärt Dupré. "Und wenn das nichts mehr bringt, kann man sich immer noch am Anblick schöner Frauen erwärmen", scherzt der Grillmeister. Wirklich störend sei nur der kalte Ostwind, der wie gestern über die Königstraße pfeift.

Kurz vor dem Riesenrad stehen James Mutegi Kirundu und George Mugo mit ihrem Stand für afrikanisches Kunsthandwerk. Die beiden Kenianer sehen auf den ersten Blick nicht gerade kälteerfahren aus, kommen sie doch aus einer Region, in der zehn Grad plus schon als winterlich wahrgenommen werden. "Ich habe vier lange Unterhosen übereinander an", verrät George Mugo. "Ich bin wie eine Zwiebel angezogen. Heute Morgen habe ich fast zehn Minuten gebraucht, bis ich alles anhatte."

In ihrem Stand haben sich die beiden Afrikaner auf das Wetter eingerichtet: Ein Heizlüfter steht in einer Ecke, und einen Wasserkocher für eine heiße Tasse Tee haben sie auch. Ihr Geheimrezept gegen extreme Kälte ist allerdings etwas ungewöhnlich: "Wir hören viel Reggae-Musik, das hält uns warm und bei Laune", erklärt Mutegi Kirundu, der selbst in einer Reggae-Band spielt.

(RP)
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