Duisburg Stilles Ende der Krupp-Ära

Duisburg · rheinhausen (pogo) Verglichen mit dem Schlachtenlärm des Arbeitskampfs von 1987/88 und einem letzten Aufbäumen der verbliebenen Belegschaft im Frühjahr 1993 war es eher ein leises, unspektakuläres Ende: Vor 15 Jahren, am Sonntag, 15. August 1993, ging im Rheinhauser-Krupp-Hüttenwerk der letzte Hochofen aus. Es war das Ende einer fast 100-jährigen Ära, während der rund 140 Millionen Rohstahl in Rheinhausen produziert wurden. „In unserem Feuer brennt das Feier weiter“, war an der Pförtnerloge am Tor 1 zu lesen, jener Stelle, die Ausgangspunkt vieler Aktionen der Arbeitskämpfe war. Dort traf man sich nach der letzten Schicht an einer Mahnwache. Doch nicht jedem der 300 Arbeiter der letzten Schicht, die das Tor passierten, war nach einem Umtrunk zumute. So scharten sich kaum 100 Kruppianer um die Bier- und Gyros-Bude.

Am Samstag vor der letzten Schicht wurde im OSC-Stadion noch ein großes Fest unter dem Motto „Rheinhausen lebt“ gefeiert. Mehrere tausend Menschen – die Angaben schwanken von 5000 bis 10 000 – feierten mit. Doch die Stilllegung des Werks war zumindest offiziell kein Thema. So unterschied sich die „Abschiedsparty“ kaum von anderen großen Bürger- oder Stadtteilfesten. Die Rheinhauser hatten sich offenbar mit der Werksschließung abgefunden. Die Arbeiter hatten ihren Kampf verloren, bei vielen löste Resignation den Trotz der vergangenen Monate und Jahre ab.

Zuletzt waren noch 2400 Kruppianer von ehemals fast 16 000 übrig geblieben. Rund 700 gingen in Frührente, 600 wechselten in andere Krupp-Hoesch-Betriebe, viele traten Umschulungsmaßnahmen an, etliche blieben in Rheinhausen, um das Hüttengelände für eine Folgenutzung vorzubereiten.

Erste Spedition

Die deutete sich bereits im September 1993 an. Damals eröffnete die Spedition WM-Thomessen eine Niederlassung auf dem Krupp-Gelände. Die Rheinhauser Firma „Frachtenkontor“ (heute Huettemann Logistik) wirkte daran maßgeblich mit. 200 Arbeitsplätze entstanden. 1998 folgte dann der Startschuss zur Entwicklung des Logports, in dem heute nach offiziellen Angaben rund 4000 Menschen arbeiten.

An die letzte Schicht im Rheinhauser Hüttenwerk erinnerten aber lange Zeit zwei Gedenktäfelchen aus Eisen und Stahl, die von den „Mahnwächtern“ an der Kohlenlore am Tor 1 (einem Geschenk der Walsumer Zeche vom Februar 1993) angebracht worden waren. Bis die Lore im August 2006 gestohlen wurde: Da machten Metalldiebe das letzte Stückchen Krupp-Stahl noch zu Geld.

(RP)
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