Duisburg Statistik spiegelt Schicksale wider

Duisburg · Die Duisburger Bahnhofsmission verzeichnete im vergangenen Jahr 30.487 Kontakte. Das ist im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg um acht Prozent. Was in der Statistik beeindruckend, aber dennoch trocken wirkt, heißt ganz praktisch: An 365 Tagen im Jahr im Einsatz half die Bahnhofsmission 30.487 Mal.

 Bei Tagen der offenen Tür machen Ehrenamtliche auf die Aufgaben der Bahnhofsmission aufmerksam.

Bei Tagen der offenen Tür machen Ehrenamtliche auf die Aufgaben der Bahnhofsmission aufmerksam.

Foto: hohl (archiv)

Das Team der Bahnhofmission half allein 2340 Menschen mit Behinderungen. Dazu gehörte beispielsweise eine junge Frau mit einer geistigen Behinderung, die das Team bei der Orientierung im Bahnhof unterstützte. Die Statistik weist auch 2644 Kontakte mit "Menschen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten" aus. Dies seien Menschen, so Bodo Gräßer von der Duisburger Banhofsmission, die häufig ein ganzes Bündel von Problemen hätten: Drohende oder bestehende Wohnungslosigkeit, Mietschulden, Haftentlassung, soziale Isolation, Arbeitslosigkeit oder Gewalterfahrungen seelischer oder körperliche Art. Die Hilfe der Bahnhofsmission bestehe dann in der Linderung einzelner Probleme, aber vor allem in der Vermittlung an Beratungsstellen, "wenn der Mensch bereit und in der Lage ist" betont Bodo Gräßer.

Kontakt gab es im letzten Jahr auch zu 1217 Menschen mit finanziellen Schwierigkeiten. "Damit sind Personen gemeint, die sich hauptsächlich wegen einer vorübergehenden oder immer wieder auftretenden finanziellen Notlage in der Bahnhofsmission melden und um konkrete, vordringlich materielle Hilfe bitten" erläutert Gräßer. Diese Menschen versuche man zur Schuldnerberatung oder zu Einrichtungen, bei denen man günstig Lebensmittel oder Kleidung erhalten kann, weiterzuvermitteln. Die Bahnhofsmission selbst habe lediglich die Möglichkeit, in Akutfällen aus der Notfallkleiderkammer zu helfen oder ein Lebensmittelpaket herauszugeben. Finanzielle Hilfen könne die Bahnhofsmission selbst jedoch nicht leisten.

Die meisten Kontakte - 8325 insgesamt - gab es zur Gruppe derer, die psychische Erkrankungen oder Abhängigkeitserkrankungen aufweisen. Die Zahlen seien seit Jahren konstant auf hohem Niveau. Hier gelte es für die Mitarbeitenden, die Beobachtungen einzuordnen, wie vielleicht durch Vermittlung an entsprechende Stellen geholfen werden kann. Eine besondere Form der Beratung ist die Krisenintervention, die es im letzten Jahr 47-mal gab. Hierbei handelt es sich um Menschen, die durch plötzliche, massive Veränderungen ihrer Lebensbedingungen, beispielsweise durch den Tod eines nahen Angehörigen, durch Arbeitsplatzverlust, durch Gewalterfahrungen oder durch eine Erkrankung, psychisch stark belastet oder sogar gefährdet sind. Die Hilfesuchenden sollen durch das Gespräch und die Unterstützung der Mitarbeitenden der Bahnhofsmission dazu befähigt werden, die Bewältigung ihrer Krise erfolgreich in Angriff zu nehmen. "Das Ziel ist aber immer die Weitervermittlung an Facheinrichtungen" betont Bodo Gräßer.

Die höchsten Zahlen erreicht die Rubrik "Gespräche, kleine Hilfen, Auskünfte" - im vergangenen Jahr waren es 10.151: Unter diesem Punkt werden alle "kleinen" und "alltäglichen" Dienste der Bahnhofsmission erfasst. In der Summe nehmen diese Tätigkeiten die meiste Arbeitszeit in Anspruch. Doch sie sind von großer Bedeutung, wie Bodo Gräßer erklärt: "Gespräche signalisieren Wertschätzung und Interesse gegenüber den Gästen. Sie schaffen Beziehung und notwendiges Vertrauen, so dass Menschen unsere Hilfen annehmen."

Hilfreich ist, dass in den Räumlichkeiten der Bahnhofsmission zum Gespräch am Tisch ein Getränk oder manchmal etwas zu Essen angeboten werden kann. Auch hier ist die Statistik genau: 2016 wurden 15.780 Getränke - sieben Prozent Steigerung zum Vorjahr - und 16.944 Speisen - 6,5 Prozent Steigerung zum Vorjahr - ausgegeben.

Die Statistik erfasst schließlich auch die Einsatzstunden im Jahr: Im Team der Ökumenischen Bahnhofsmission arbeiten 44 Ehrenamtliche mit. Allein diese kamen 2016 auf 5523,5 Stunden ehrenamtlicher Arbeit. Nicht mitgezählt wurden die Stunden des restlichen Teams und der Einsatz für Veranstaltungen, wie den Tag der offenen Tür oder den Adventsbasar.

(RP)
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