Duisburg Konzertmeister und Salvatorkantor mit Bach

Duisburg · "Bach und die Violine" hieß die einstündige Karfreitagsmusik in der Salvatorkirche. Ausgangspunkt waren jene je drei Sonaten und Partiten für Violine solo BWV 1001-1006, die Johann Sebastian Bach zwischen 1714 und 1720 komponierte. Das gab es um 1700 immer wieder, aber selten so raffiniert mehrstimmig wie bei Bach.

Den Rahmen bildete der bekannteste Satz daraus, die ausgreifende Chaconne aus der Partita Nr. 2 d-Moll BWV 1004, zu Beginn in der geschickt romantisierenden Orgeltranskription (1927) von Arno Landmann (1887-1966), am Ende im Original.

Mit der Truhenorgel in der Vierung gab es dazwischen die Sonate für Violine und Basso continuo e-Moll BWV 1023 sowie das Largo aus der Sonate Nr. 3 C-Dur BWV 1005 und das Andante aus der Sonate Nr. 2 a-Moll BWV 1003, im 19. Jahrhundert von Gaston Choisnel beziehungsweise Robert Schumann mit Begleitungen für Tasteninstrument versehen, wobei Choisnel anders als Schumann auch Begleit-Töne aus dem Original in die akkordische Begleitung verlegte. Zwischendurch wechselte der Organist wiederum an die große Orgel, um eine Orgeltranskription der ersten beiden Sätze der Sonate Nr. 1 g-Moll BWV 1001 vorzustellen - der zweite Satz, eine Fuge, in Bachs eigener Bearbeitung (Präludium und Fuge d-Moll BWV 539), zuvor aber nicht das vom Komponisten neu hinzugefügte Präludium, sondern ein Arrangement des einleitenden Adagios von Reiner Volgmann. So waren alle inzwischen vorhandenen Aufführungsmöglichkeiten für diese Musik vertreten, und das abwechslungsreich angeordnet.

Tonio Schibel, 1970 in Kanada geboren und seit 1999 dritter Konzertmeister der Duisburger Philharmoniker, und Salvatorkantor Marcus Strümpe widmeten sich diesem Bach-Kosmos mit viel stilistischem Einfühlungsvermögen, ebenso dezent wie musikantisch, ebenso durchsichtig wie mutig. Nur ganz gelegentlich wurden die Sechzehntel-Ketten ein wenig undeutlich. Besonders erfreulich erschien, wie kurzweilig diese höchst anspruchsvolle Musik herüberkam.

Das recht zahlreich erschienene Publikum in dem großen gotischen Gotteshaus am Burgplatz freute sich über die willkommene Abwechslung am frühen Abend eines stillen Feiertags.

(hod)
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