Duisburg Kabarett-Feuerwerk

Duisburg · Huckingen Willy Brandt, Franz-Josef Strauß und Herbert Wehner mussten draußen bleiben. Mit der Parodie der politischen Ex-"Alpha-Tiere" der deutschen Politik hatte sich Thomas Freitag in den 80er Jahren in der deutschen Kabarett-Szene unsterblich gemacht. Am Wochenende begeisterte das Urgestein des deutschen Kabaretts sein Publikum auch ohne auf die Altvorderen der Politik zurückzugreifen.

Freitag gastierte mit seinem Programm "Die Angst der Hasen", mit dem er seit 2007 auf Tour ist, im Steinhof. Thomas Freitag schaltet sich in den Kampf der Kulturen ein. Er möchte der islamischen Welt eine Video-Botschaft ("Liebe Al-Kaida..."), musikalisch untermalt von Bachs Brandenburgischen Konzerten, zukommen lassen, in der er die Errungenschaften der westlichen Kultur schildert, aber auch die vorhanden Probleme aufzeigt: "Ihr verbrennt Merkel-Puppen, wir werden von ihr regiert".

Freitag philosophiert über den Zusammenhang von Kriegen und Religion und wünscht allen Eiferern die Gelassenheit des Südsee-Volkes von Vanuatu, deren Nationalhymne mit dem Text "Wir sind glücklich..." beginnt. Viel wäre auch gewonnen, wenn man sich den Wahlspruch der Südsee-Bewohner "Wenn die Welt nicht deinen Vorstellungen entspricht, ändere deine Vorstellungen" zu Herzen nehmen würde.

Über die menschliche Seele, die Hass, Krieg und Unfriede mit sich tragen kann, macht sich der Kabarettist auch so seine Gedanken. "Amerikanische Studien haben ergeben, dass die Seele nur 21 Gramm wiegt", erklärt Freitag und bedauert, wie viel Unheil diese 21 Gramm anrichten können.

Geradezu grandios war Freitag, als er anhand von Schillers "Glocke" den Hütern der deutschen Sprache ("Die besserwisserischen, selbsternannten Oberlehrer in ausgebeulten Cord-Hosen und Strickwesten"), die sich in ihrem Kampf der reinen Lehre ("zuviel Anglizismen") verschrieben haben, nachwies, wie sich die deutsche Sprache im Laufe der Jahrhunderte immer wieder verändert hat. Das wohl bekannteste deutsche Gedicht, so belehrte Freitag sein verblüfftes Publikum, besteht aus Wörtern, die ursprünglich aus der griechischen, lateinischen, keltischen und französischen Sprache stammen.

Total begeistert war Duisburgs "grüne" Oberbürgermeister-Kandidatin Ingrid Fitzek, die zusammen mit ihrem Mann sich dieses Kabarett-"Highlight" im Steinhof nicht entgehen ließ. "Thomas Freitag ist immer noch unglaublich gut, sein Programm einfach Klasse", war Fitzek sehr angetan von dem gerade erlebten kabarettistischen Feuerwerk.

(RP)
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