Duisburg Gedenktafel für Sedat

Duisburg · Erst elf Jahre nach dem Mord an dem neunjährigen Jungen in Hochheide wurde am Freitag eine Gedenktafel enthüllt. Sie soll an alle Kinder, die Opfer von Gewalt wurden, erinnern.

Homberg Elf Jahre nach dem grausamen Mord am neunjährigen Sedat wurde am Freitag in Hochheide eine Gedenktafel enthüllt. Am Bürgermeister-Bongartz-Platz ist nun eine silberne Platte mit der Aufschrift "Wir gedenken allen Kindern, die Opfer von Gewalt wurden" in den Boden eingelassen. Neben Bezirksbürgermeister Hans-Joachim Paschmann, seiner Vorgängerin Hildegard Fischer und anderen Vertretern des Bezirks Homberg/Ruhrort/Baerl waren auch Angehörige und Freunde von Sedat gekommen. Gemeinsam legten sie Rosen nieder und ließen Luftballons in die Luft steigen.

Am 11. Januar 2001 war die Leiche des kleinen Jungen an der Glückaufhalle gefunden worden. Ein junges Pärchen hatte Sedat zwei Tage zuvor mit Pokémon-Karten in die Wohnung gelockt, ermordet und missbraucht. Seinen abgetrennten Kopf fand ein Spaziergänger im Altkleider-Container, der Rumpf lag in einem Koffer. Der Täter wurde zu 14 Jahren Haft in einer forensischen Klinik verurteilt.

Paschmann freute sich jetzt, nach langen Überlegungen in der Bezirksvertretung endlich ein Ergebnis präsentieren zu können: "In der Politik muss man manchmal dicke Bretter bohren. Dennoch hoffen wir, dass wir mit dieser Gedenktafel ein angemessenes Mahnmal schaffen konnten." Möglich wurde das erst dank einer großzügigen Spende der Firma Sachtleben und der Wirtschaftsbetriebe, die die Gedenktafel in den Boden einließen.

Für Angehörige und Freunde allerdings blieb die Frage, warum es so lange gedauert hat, unbeantwortet. "Für uns ist es sehr verletzend, dass die Bezirksvertretung ganze elf Jahre dafür gebraucht hat. Heute überwiegen Wut und Schmerz über Sedats Tod", waren sich seine Mutter Emine Canikli und seine Schwester Serap einig. Ein ehemaliger Klassenkamerad von Sedat fragte sich, warum die Aufschrift so allgemein gehalten wurde. Paschmann erklärte, dass man damit vor allem mahnen wolle, Gewalttaten an Kindern zu verhindern. Dass die Platte auch an Sedat erinnern soll, sei für alle die klar, die über die Tat Bescheid wissen.

Serdar Bozkurt, Beauftragter für Migrationspolitik der SPD Homberg, kritisierte den Platz, der für die Gedenktafel gewählt worden war: "Es entspricht ganz und gar nicht unserer Kultur und Würde, dass sich die Tafel auf dem Boden zu unseren Füßen befindet und jeder einfach darüber laufen kann. Daran sieht man, dass niemand den Willen hatte, auch mal mit den Angehörigen zu sprechen. Die ganze Aktion ist völlig lieblos, und darauf bin ich überhaupt nicht stolz." So ähnlich sah das die Hochheiderin Getrud Düster: "Ich bin traurig und wütend über die Stadt Duisburg. Jetzt lassen sich alle feiern, dabei ist das nach vollen elf Jahren doch einfach nur eine Farce."

(RP)
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