Duisburg Ein Markttreiben wie im Mittelalter

Duisburg · Wochenmärkte haben in Duisburg eine lange Tradition. Daran erinnerte jetzt auch der Historische Bauernmarkt, der wieder zahlreiche Besucher auf den Burgplatz in der City lockte.

 Diesmal waren es nicht Lokalpolitiker oder Ratsherren, sondern Gaukler, Jongleure, Musiker und Trommler, die die Rathaustreppe bevölkerten.

Diesmal waren es nicht Lokalpolitiker oder Ratsherren, sondern Gaukler, Jongleure, Musiker und Trommler, die die Rathaustreppe bevölkerten.

Foto: Ralf HOhl

Wenn der Duft von gebratenem Wildschwein in der Luft liegt, wenn Kinder mit der Armbrust schießen und wenn die Marktbeschicker in mittelalterliche Kostüme gewandet sind, dann ist wieder Historischer Bauernmarkt angesagt. Am Wochenende lockte die vom Frischekontor durchgeführte Veranstaltung bereits zum fünften Mal Wochenmarkt- und Nostalgiefans aus Duisburg und Umgebung auf den Burgplatz vor dem Rathaus.

Neu dabei waren in diesem Jahr auf dem Historischen Bauernmarkt die Wildschweinbraterei, das orientalische Mockacafé, unter dessen Beduinenzelt orientalische Heißgetränke gekostet werden konnten, und für die Kinder zahlreiche kleinere Spiele, wie etwa das Hufeisenwerfen. Sogar Kinderfechten hatte die mittelalterliche Szenerie diesmal im Angebot. Dazu war "Ralf der Schmied" extra mit kleineren Holzschwertern und Kinder-Waffenröcken auf den historischen Markt gekommen. "Die können hier mal selbst erfahren, dass das nicht immer so lustig war, wie es in alten Filmen aussieht. Immerhin trug ein Ritter rund 30 bis 40 Kilo allein an Ausrüstung mit sich. Und damit dann auch noch zu fechten, war harte Arbeit", erklärte er. Ohnehin habe es die größten Verletzungen eher durch einen Sturz in kompletter Ritterausrüstung vom Pferd gegeben und nicht durch Treffer des gegnerischen Schwertes.

Sogar einen Dussak, eine spätmittelalterliche, einhändig geführte Hieb- und Stichwaffe mit gekrümmter Schneide, hatte er zum Ausprobieren mitgebracht. "Das war typisch für die Bauernwehr. Denn die durften damals, im Gegensatz zu den Rittern, nur eine einschneidige Waffe haben", erläuterte der Schmied.

Ein Renner bei den Kleinen war außerdem das von Hartmut Wächter selbstgebaute Piratenschiff, an dem die Kinder mit Hilfe kleiner Kanonen Schatztruhen von den Schiffsplanken schießen konnten. Wächter stattet die Veranstaltung von Beginn an regelmäßig mit historischen Kostümen und Requisiten aus. Und wem das alles zu kriegerisch war, der konnte gegen eine kleine Spende für Materialkosten selbst Weidenkörbe flechten, Hufeisen schmieden oder etwa eine lederne Geldkatze fertigen und mit nach Hause nehmen. Währenddessen nutzten die "Großen" die Gelegenheit, auf dem bäuerlichen Wochenmarkt und Obst und Gemüse, Fleischwaren und Käse, Fischspezialitäten, Blumen, duftende Gewürze und leckere Brotaufstriche in mittelalterlichem Flair zu erstehen. Für die passende Unterhaltung sorgten Gaukler und Kasper mit Jonglage, Puppenspieler, Wahrsager und als musikalisches Highlight das Trio "musica fatale" mit fetziger Mittelaltermusik auf Sackpfeifen, Trommeln, Zithern und Schalmeien und selbstverständlich auch Gesang. Erstmalig war das mittelalterliche Treiben im Jahr 2008 zum 600-jährigen Jubiläum der Duisburger Wochenmärkte veranstaltet worden. Denn bereits 1408 bekam die Stadt von Graf Adolf II von Kleve das Marktprivileg als Urkunde erteilt. Ohne dieses Privileg durfte damals kein Wochenmarkt abgehalten werden. Zunächst kamen nur die Bauern, um ihre Erzeugnisse auf dem "Alten Markt" zu Füßen der Salvatorkirche und unterhalb des heutigen Burgplatzes den Stadtbewohnern anzubieten. Aus Überlieferungen ist bekannt, dass sich diese Stelle bereits im fünften Jahrhundert als zentraler Handelsplatz der Stadt ausgezeichnet hatte. "Dann merkten die Handwerker, dass das gut funktioniert, und kamen ebenfalls auf den Markt", erklärte Wächter.

(RP)
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