Duisburg DUET zeigt sein komisches Potenzial

Duisburg · Das englischsprachige Theater der Uni zeigt mit der Boulevard-Komödie "Comic Potential" von Alan Ayckbourn jetzt eine seiner gelungensten Produktionen. Die jungen Laien-Schauspieler toben sich aus.

 Anita Weidental als fehlprogrammierter (?) Roboter im Krankenschwesterkostüm und Christian Reichinger als verliebter Jungautor Adam.

Anita Weidental als fehlprogrammierter (?) Roboter im Krankenschwesterkostüm und Christian Reichinger als verliebter Jungautor Adam.

Foto: duet

Seit 1982 gibt es an der Duisburger Uni das englischsprachige Theater DUET (Duisburg University English Thespians). Zuverlässig kommt jedes Jahr Anfang Februar eine Premiere heraus, immer abwechselnd ein Drama und eine Komödie. Mit "Comic Potential" (1998) von Alan Ayckbourn war das in diesem Jahr erstmals eine Boulevard-Komödie.

Darin geht es in den Worten des Autors "um den Roboter, der das fehlende Kettenglied darstellt, denjenigen, der Sinn für Humor entwickelt. Meine weitere Vorstellung ist, dass Humor zur Liebe führen kann und es oft auch tut. Menschen, die miteinander lachen, werden schließlich auch oft Lebenspartner." Und weiter: "Interessanterweise ist Humor gewissermaßen, zumindest für mich, eine weiche Stelle im menschlichen Gehirn. Die großen komödiantischen Ideen sind oft völlig unvereinbare Dinge. Ich fing an, darüber nachzusinnen, dass ein solches Verhalten eines Computers als fehlerhaft eingestuft wird. Wenn ein Computer einen Witz generierte, würde man das als technischen Fehler sehen. Ist es dann also der Humor, der uns menschlich macht?"

Konkret verortet ist das Stück in einer Zukunft des Fernsehens, wo Roboter die Rollen in täglichen Soaps spielen. JCF 31 333 gibt plötzlich unprogrammiertes Gelächter von sich - ein technischer Defekt, oder hat die Maschine Humor? Der Nachwuchsautor Adam Trainsmith verliebt sich in "Jacie", die beiden brennen durch und geraten von einer brenzligen Situation in die nächste. Das gibt Gelegenheit zu Pointen, die nicht nur komisch, sondern zugleich fast philosophisch sind. Als die menschwerdende Maschine schließlich selbst wünscht, "eingeschmolzen" zu werden, weil sie ganz durcheinander sei und ihre Gefühle nicht mehr unter Kontrolle habe, kommentiert die Programmiererin Prim Spring: "Wenn DAS das Kriterium wäre, müssten wir ALLE eingeschmolzen werden!"

Dass es eine britische Komödie ist, merkt man spätestens bei den herrlich skurrilen Figuren. Genannt sei als Beispiel nur Adams Onkel, der Firmeninhaber Lester Trainsmith, der im Rollstuhl sitzt und sich nur über seinen Sprecher Marmion Cedilla äußert, der dann oft erklären muss, ob er für sich selbst spricht oder für seinen Chef. Das sind dankbare Aufgaben für die jungen Laien-Schauspieler, die mit voller Kraft ihr Bestes geben, und das ist nicht wenig. Da ist das Bewegungs-Repertoire genauestens überlegt, da sind Blicke und Gesten genau getimt, fügen sich bestens in den komischen Kosmos ein. Das liegt natürlich auch an der ebenso punktgenauen wie rasanten Regie von Nicole Winkler und Uli Wittenborn.

Am meisten Bühnen-Präsenz und Leidenschaft zeigt Shaheryar Shah als heruntergekommener und ewig betrunkener Regisseur Chandler (Chance) Tate, der früher hochwertige Filme machte und jetzt nach eigener Erkenntnis nur noch "Fernsehen für Doofe". Sehr gut natürlich auch Anita Weidental und Christian Reichinger als schräges Traumpaar Jacie/Adam, aber auch jede andere Besetzung, zum Beispiel Brikena Ahmetaj als selbstbewusste Regionaldirektorin Carla Pepperbloom oder Rahi Al Jawwad als Zuhälter-Karikatur Turkey. Das ist eine pfiffige, internationale Truppe, mit Wurzeln vor allem in asiatischen Ländern von Usbekistan bis Japan.

Das Ganze ist übrigens nicht ganz jugendfrei. Nicht nur wegen der Szene in einem Stundenhotel, sondern auch wegen der Szene im Restaurant, wo Adam unter dem Tisch seinen geliebten, aber mit Nahrung überfüllten Roboter entleeren muss, was sie sichtlich sehr genießt - worauf eine Dame am Nebentisch zu ihrem Begleiter kommentiert: "Das war SO romantisch! Warum machst Du das nie?"

(hod)
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