Unterbilk Historische Fassaden weichen

Unterbilk · Die Bezirksvertretung 3 berät heute über Pläne eines Investors, zwei alte Häuser an der Florastraße abzureißen und stattdessen einen Neubau zu errichten. Nach anfänglichem Widerstand scheint der Bauantrag jetzt durchzugehen.

Gerüchte kursierten schon länger, jetzt liegt der Abbruchantrag auf dem Tisch: An der Florastraße sollen zwei historische Häuser der Abrissbirne zum Opfer fallen. Die Gebäude Nummer 72 und 74, so ist geplant, werden Platz machen für einen bis zu fünfgeschossige Neubauten mit Dachgeschoss und Tiefgarage. Insgesamt 13 Wohneinheiten plant der Investor, die Pascherts Grundstücks GmbH. Der Bauantrag liegt bereits vor.

Charme der Straße

Bei den Abbruchhäusern handelt es sich jedoch um Gebäude, bei denen nur noch die Fassade vom Ende des 19. Jahrhunderts stammt. Diese Gründerzeitfassaden sind gerade in der Florastraße häufiger vertreten und machen den Charme der Straße aus. Allerdings: Abgesehen von den Fronten stammt der Rest der beiden Gebäude aus der Nachkriegszeit. Die insgesamt zwölf Wohnungen der im Krieg stark beschädigten Häuser wurden 1949/50 wieder aufgebaut und entsprechen laut Verwaltung unter anderem mit ihren Holztreppen den "Ausstattungsstandards der frühen 50er-Jahre." Deswegen hat die Verwaltung auch "keine Bedenken gegen die Erteilung der Abbruchgenehmigung". Zwar befänden sich in unmittelbarer Nachbarschaft Wohnhäuser, die als Baudenkmäler einzustufen seien. Und auch der gesamte Straßenzug sei ein "wichtiges städetbauliches Dokument der Jahrhundertwende". Die beiden betroffenen Häuser seien aber aus Sicht der Unteren Denkmalbehörde "nicht denkmalwürdig". Allerdings wird der Investor angehalten, den geplanten Neubau in Fassadengestaltung, Farbe und Material mit der Unteren Denkmalbehörde abzustimmen. Nach anfänglichem Widerstand dürfte die Bezirksvertretung 3 in ihrer heutigen Sitzung dem Abbruch vermutlich zustimmen. Gerd Deihle von der SPD-Fraktion, der sich noch vor kurzem gegen den Abriss ausgesprochen hatte, erläutert, warum: "Wir haben inzwischen erfahren, dass auch die Fassaden gar nicht komplett original sind, sondern in den 70er-Jahren nachgebaut wurden."

Vor allem sei es aber der hintere Gebäudeteil gewesen, der den Ausschlag für den Meinungswechsel gegeben habe: "Der entspricht in keiner Weise den Feurerschutz-Bestimmungen und ist auch nicht mehr sanierungsfähig." Zwischenzeitig hat es Gespräche der Fraktionen mit dem Investor gegeben. "Die Fassaden sind nicht zu halten", so Deihles Fazit. Denn um der Stellplatzverpflichtung nachzukommen, hätte der Investor nur in einem aufwendigen Verfahren und unter immensen Kosten eine Tiefgarage bauen können. Deihle: "Und das hätte die Mietpreise gewaltig in die Höhe getrieben."

Mit der historisierenden Fassadengestaltung, wie sie der Investor nun vorschlägt, können alle Beteiligten, wie es scheint, leben. Deihle: "Das passt ins Bild der Florastraße und ist auf jeden Fall besser als die hässlichen Nachkriegsfassaden nebenan."

(RP)
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