Gerresheim Blick zurück auf sechs Jahrzehnte

Gerresheim · Zu ihrem 85. Geburtstag erfüllt sich Rosmarie Kesselheim selbst einen Wunsch: Ein Katalog mit ihren Arbeiten der vergangenen sechs Jahrzehnte. "Man kann sich ja auch mal selbst was schenken", sagt sie, sichtlich erfreut über das Schwergewicht von Buch, etwa 300 Seiten stark.

Die erste Zeichnung, die im Katalog abgebildet ist, sieht leicht vergilbt aus und stammt von 1945. Diese Zeit war nicht nur für Deutschland eine Zäsur. Auch für Rosmarie Kesselheim stellte dieses erste Jahr nach dem Krieg einen Neuanfang dar. "Meine Mutter fragte mich, was ich machen wolle", sagt sie. "Ich antwortete: ,Ich möchte auf die Kunstakademie'. Da meinte sie bloß: ,Dann mach' das mal.'" Dass ihre Tochter künstlerisch begabt war, wusste die Mutter längst. Ihr Kind hatte in jungen Jahren bereits ihr Kochbuch mit Zeichnungen verziert.

Von 450 Bewerbern bekam das junge Düsseldorfer Talent einen von 41 Studienplätzen im ersten Kunstakademie-Jahrgang nach Kriegsende. Rosmarie Kesselheim denkt gern an diese Zeit. "Wir waren alle mit dem Neuanfang beschäftigt", sagt sie, und sie freut sich bei der Erinnerung ganz offensichtlich. "Es herrschte überall Aufbruchstimmung. Wir jungen Menschen waren so optimistisch, wenn auch arm wie Kirchenmäuse." Es hätte sogar so sehr an Papier gemangelt, dass sie ihre ersten Bilder auf den Papierresten aus einer Druckerei malte. "Trotzdem war diese Zeit vom Zeichnen her meine beste", sagt sie lächelnd. Bis 1953 studierte Kesselheim die Fächer Freie Malerei und Grafik, an ihr Staatsexamen schloss sie noch ein Künstlerisches Lehramt an.

Zehn Jahre dozierte sie in Mönchengladbach und an der Pädagogischen Hochschule in Neuss. Als diese geschlossen wurde, holte die Universität Dortmund sie als Professorin für den Fachbereich Gestaltung. Ein Vollzeitjob, sollte man meinen. Aber: "Ich habe auch immer viel gemalt und meine Bilder ausgestellt", sagt die Künstlerin stolz. Kunsthalle Düsseldorf, Ehrenhof, Malkasten, Kunstpalast und viele Galerien stehen in ihrer langen Ausstellungsliste. "Fragen Sie mich nicht, wie ich das alles geschafft habe", sagt sie lachend. "Ich bin eben ein Arbeitstier."

Etwas ruhiger wurde es in ihrem Leben, als sie Ende der 1980er Jahre emeritiert wurde. Aber die Hände in den Schoß legte die Gerresheimerin auch im Ruhestand nicht. Für den Kulturkreis Gerresheim, Grafenberg und Hubbelrath organisierte sie Ausstellungen. Zudem kamen Pinsel und Bleistift bei ihr nicht zur Ruhe. Auch an der Düsseldorfer Aktion Kunstpunkte nahm sie teil und lud Interessierte in ihr Atelier ein.

Zum Geburtstag zeigt sie eine Auswahl ihrer Bilder in der Bücherei Gerresheim. "Ich male lieber Menschen als Landschaften." Rosmarie Kesselheim schaut auf die Werke aus den vergangenen 25 Jahren und sagt: "Ich bin schon etwas stolz und freue mich. Mit jedem Bild ist eine Geschichte verbunden." Was plant Rosmarie Kesselheim für die Zukunft? Die Antwort fällt ihr leicht. Sie atmet tief durch und sagt: "Weitermalen, solange es geht."

(RP)
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