Street View Die Stadt soll Google ärgern

Düsseldorf · Der Rat diskutiert heute darüber, ob es akzeptabel ist, dass der Internet-Riese Google jedes Haus fotografieren und präsentieren darf. Widerstand regt sich. Weitere Themen: Altstadt-Sperrstunde und Sparkassen-Verwaltungsrat.

Google darf das — noch jedenfalls: Mit speziellen Kameras fährt der Internet-Riese durch die Wohnstraßen dieser Welt und fotografiert die Gebäude. Daraus entstehen Stadtpläne, auf denen man im Internet dann durch die Straßen wandern kann. Virtuell zwar, aber mit gutem Rundumblick auf alles, was da steht. Google Street View nennt sich das und ist unter bestimmten Bedingungen (die Google einhält) rechtlich nicht zu beanstanden.

Das jedoch passt nicht jedem. In Niederkassel im so genannten Lotharviertel regte sich zuletzt Widerstand, geführt von der FDP-Ratsfrau Monika Lehmhaus. Auch aus anderen Stadtteilen mehren sich besorgte Anfragen von Bürgern, die sich buchstäblich gefilmt fühlen.

Die FDP hat das Thema aufgegriffen und wird es heute im Rat per Anfrage auf den Weg bringen. Ihre Intention: Die Leute sollen endlich wach werden und begreifen, dass die per 360-Grad-Kamera gemachten Bilder ein weiteres Mosaiksteinchen sind im immer komplexeren Daten-Bild, das von jedem erstellt wird oder werden kann. Die Liberalen wollen daher von der Verwaltung wissen, ob die Stadt womöglich von ihrem Recht Gebrauch macht, Google aufzufordern, öffentliche Gebäude aus der Bildergalerie zu entfernen. Damit würde Düsseldorf ein Zeichen setzen und die Bürger ermutigen, ebenfalls die Löschung eigener, fotografierter Immobilien zu verlangen. Google bietet das allen an, die nicht ins Bild wollen.

Die FDP will nach eigenen Aussagen erreichen, dass die Bürger begreifen, was mit solchen Fotos alles möglich ist. Fraktions-Chef Manfred Neuenhaus: "Den meisten ist nicht klar, welche Möglichkeiten Street View bietet. Einbrecher können sich per PC in aller Ruhe ansehen, wie ein Haus gelegen ist, wie die Nachbargrundstücke liegen, welches Auto vor der Tür steht, können sich so einen Eindruck machen, ob es sich lohnt einzusteigen." Google biete zwar an, Autokennzeichen zu pixeln (also unkenntlich zu machen), aber das geschehe längst nicht immer. Selbst Gesichter seien erkennbar. Wer seine Adresse irgendwo angebe, dessen häusliches Umfeld könne per Street View überprüft und entsprechend eingeordnet werden.

Heute wird der Rat außerdem beschließen, die Altstadt-Sperrstunde abzuschaffen. Bisher zwingt sie die Wirte, spätestens um 5 Uhr ihre Lokale zu schließen. Das jedoch führte immer wieder dazu, dass mit einem Schlag eine große Anzahl mehr oder weniger angetrunkener Menschen plötzlich auf der Straße stand. Was immer wieder zu Schlägereien führte. Mit der neuen Regelung will man exakt das verhindern: Es gibt künftig keinen einheitlichen Schließungs-Termin mehr, sondern das Ganze geschieht fließend. Damit hofft man das Konflikt-Potenzial zu entschärfen. Dass die Regelung funktioniert, ist umstritten.

(RP)
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