Dinslaken Weihnachten mit Ochs und Esel im Stall

Dinslaken · In den bildlichen Darstellungen von Christi Geburt tauchen die Tiere auf. Ist das auch realistisch?

 Heinrich Vahnenbruck kann sich Ochse und Esel sehr gut neben dem Christkind in Bethlehems Stall vorstellen.

Heinrich Vahnenbruck kann sich Ochse und Esel sehr gut neben dem Christkind in Bethlehems Stall vorstellen.

Foto: Martin Büttner

Auf dem Hof von Stadtbauer Heinrich Vahnenbruck findet sich der Ochse zwar nicht an der Krippe, aber im Stall. Sohn Johannes hat sich die Limousin-Rinder zugelegt, die hier auf Stroh stehen und ihr Heu fressen. Das allerdings erst seit drei Wochen, denn normalerweise findet man die Vierbeiner auf der Wiese. "Da geht es auch im Frühjahr wieder hin", sagt Heinrich Vahnenbruck. Die Jahreszeit, zu der die Rinder im Stall stehen, würde also schon mal gut zur winterlichen Weihnachtsgeschichte passen. Aber ein ausgewachsener Ochse direkt neben einem neugeborenen Kind? Kein Problem, findet Heinrich Vahnenbruck.

"So ein ausgewachsener Ochse strahlt schon eine gewisse Ruhe und Stärke aus", sagt Heinrich Vahnenbruck. "Das sind Tiere, die früher in der Landwirtschaft auch als Zugtiere eingesetzt wurden. Da durften sie sich auch nicht leicht aus der Ruhe bringen lassen", erzählt der Landwirt. "Esel sind da allerdings etwas anders", berichtet er. Mit den langohrigen Tieren hat der Stadtbauer seine Erfahrung. Esel Lotte gehörte, bis sie vor einigen Jahren verstarb, mehr als 20 Jahre lang zum Bild des Bauernhofes in Dinslaken. "Wenn draußen eine Sirene ging oder ein Einsatzwagen mit Martinshorn vorbeifuhr, fing Lotte gerne an zu schreien." Dass Esel sprichwörtlich störrisch sind, führt Heinrich Vahnenbruck eher darauf zurück, dass sie sehr vorsichtige Tiere sind, die auf Neues entsprechend reagieren.

"Wenn sie in eine Situation geraten, die sie nicht kennen, dann blockieren sie erstmal", erzählt er. "Dann kann man sie auch nicht so schnell wieder bewegen", ergänzt sein Sohn Johannes. Dann gilt es erstmal Vertrauensarbeit zu leisten, bevor sich die Tiere wieder in Bewegung setzen. Trotz dieser Eigenschaften war Esel Lotte ein bei den Gästen des Hofes sehr beliebtes Tier.

Abgesehen von ihrer Vorsicht sind Esel sonst allerdings sehr genügsame Tiere. "Man muss sich klarmachen, dass sie auch in Gegenden leben, in denen es mit dem Wachstum von Pflanzen nicht sehr üppig aussieht. Sie sind wesentlich anspruchsloser als Pferde", erklärt der Landwirt. Neben der Nahrung schlägt sich das auch auf die Lebensgewohnheiten der Vierbeiner nieder. Einen Stall bräuchten sie eigentlich nicht. "Sie bekommen im Winter ihr Winterfell und bleiben eigentlich das ganze Jahr über im Freien", erzählt Heinrich Vahnenbruck. "Wenn sie einen Unterstand für schlechtes Wetter haben und Futter bekommen, sind sie eigentlich zufrieden."

War der Esel also eher ein Besucher in Bethlehems Stall? Das wäre möglich. Aber vielleicht haben Maria und Josef ihn auch selbst mitgebracht. "Die Menschen hatten zu der Zeit sicher noch eine andere Beziehung zu ihren Nutztieren", sagt der Landwirt. "Ich kann mir auch vorstellen, dass ärmere Menschen wie Maria und Josef einen Esel zum Transport ihres Hab und Gut genutzt haben könnten", sagt er. Und in Sachen Weihnachtsgeschichte dürfen auch die Schafe nicht fehlen. Die findet man heute auch noch oft in Weihnachtskrippen und die Hirten spielen in der Weihnachtsgeschichte ihre Rolle. "Die Schafe laufen auch heutzutage zu dieser Jahreszeit noch draußen rum", berichtet Heinrich Vahnenbruck. "Anfang Januar wird es dann die ersten Lämmer geben."

Dass die in der Weihnachtsgeschichte auftauchenden Tiere kein Problem mit der Nähe zu Menschen haben, davon ist Heinrich Vahnenbruck überzeugt. "Wenn man erstmal das Vertrauen von Ochse und Esel gewonnen hat, dann folgen die einem eigentlich auch", sagt der Landwirt.

Und beim Christuskind darf man selbstverständlich auch von einem ganz bestimmten Vertrauensvorschuss ausgehen. Auch ganz natürlich. "So ein neugeborenes Kind strahlt immer etwas Besonderes aus", sagt Heinrich Vahnenbruck und lächelt.

(RP)
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