Dinslaken Keine Angst vorm Helfen: Jeder kann Leben retten

Dinslaken · Die Deutschen zeigen im Vergleich zu anderen Ländern nur eine geringe Bereitschaft, in Notfällen zu handeln.

70 Prozent der Fälle plötzlichen Herztodes ereignen sich im unmittelbaren Umfeld. "Es ist in der Familie, auf der Arbeit oder bei Freunden und Bekannten", sagt Stephan Ley, Leitender Arzt im katholischen Sankt-Vinzenz-Hospital. Statistiken besagen, dass rund 5000 Leben pro Jahr gerettet werden könnten, wenn die Deutschen nicht so eine große Angst vor Reanimationen als Erstversorgung hätten: "Wenn man bedenkt, dass die meisten Fälle direkt um einen herum passieren, sind 16 bis 20 Prozent der Deutschen, die in Notfallsituationen helfen, sehr gering. In anderen Ländern wie Holland, Schweden, Dänemark oder Großbritannien ist die Bereitschaft wesentlich höher."

Der Arzt glaubt, dass sich die deutschen Bürger zu viele Gedanken um mögliche Konsequenzen machen. "Sie haben bei einer Reanimation Angst davor, etwas falsch zu machen. Dabei ist der größte Fehler, den man machen kann, nichts zu machen", meint der Leiter der Notaufnahme, Manuel Krey: "Denn toter als tot geht nicht. Ein Notfallopfer wird auch reagieren, wenn man die Herzdruckmassage nicht ganz richtig durchführt – wenn es nicht ohnehin zu spät ist."

Um den Menschen die Angst vor einer Erstversorgung zu nehmen, führt das Krankenhaus einen Tag der Wiederbelebung durch. Gemeinsam mit der Feuerwehr, dem Deutschen Roten Kreuz und den Johannitern werden am Mittwoch, 18. September, von 12 bis 18 Uhr in Dinslakens Innenstadt – vom Altmarkt bis zum Ende der Neustraße – Informationsstände aufgebaut, an denen die Passanten an Puppe "Anne" eine Herzdruckmassage üben können.

"Bei den meisten Menschen liegt so etwas wahrscheinlich bis zur Führerscheinprüfung zurück, und vermutlich haben sie auch deswegen so große Angst davor zu handeln. Wir aber wollen zeigen, dass es ganz einfach ist und wirklich jeder im Notfall Leben retten kann", meint Ley.

Der Aktionstag findet in einer solchen Größe erstmals statt und gehört zu einer bundesweiten Kampagne unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Gesundheit. "Er wird auch bestimmt nicht zum letzten Mal stattfinden. Wenn sich durch eine bessere Aufklärung 5000 Leben retten ließen, finde ich, ist das schon eine beeindruckende Zahl. Für das nächste Jahr ist ein solcher Tag wieder von uns geplant, weil wir möglichst viele Menschen erreichen möchten", erklärt der Leitende Arzt Ley.

(gaa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort