Voerde Ärger über rücksichtslose Schwimmer

Voerde · 73-jähriger Senior will es nicht hinnehmen, dass ihn beim Schwimmen im Hallenbad Voerde andere bedrängen und sogar beschimpfen. Personal soll einseitig Partei ergriffen haben. Beschwerde an die Stadtverwaltung geschrieben.

Konrad Weppler ist regelmäßig Gast im Hallenbad der Stadt Voerde. Seit schätzungsweise 30 Jahren ist der heute 73-jährige Weseler dort dienstags morgens anzutreffen und schwimmt seine Bahnen. Doch immer mal wieder gibt es Streit mit anderen Badegästen, die nach Aussage des Seniors eine Bahn für sich beanspruchen und andere Schwimmer wegscheuchen. "Einige Sportschwimmer rauschen durchs Wasser, ohne auf andere Rücksicht zu nehmen. Die anderen Schwimmer müssen dann sehen, wo sie bleiben." Weppler lässt sich das aber nicht so einfach gefallen. "Hau ab, alter Sack", musste er sich einmal von einem dieser Sportschwimmer anhören, wie Konrad Weppler im RP-Gespräch sagte.

Mit Beschwerden beim Hallenbadpersonal hat er bislang keinen Erfolg gehabt. Er hat sogar den Eindruck gewonnen, dass "im Schwimmbad der Stadt Voerde einige Badegäste immer wieder von der Schwimmaufsicht bevorzugt werden". Deshalb hat er sich kürzlich mit einer schriftlichen Beschwerde an die Voerder Stadtverwaltung gewandt. Seine Erfahrungen, so Weppler, seien kein Einzelfall, auch anderen Schwimmern ergehe es wie ihm, nur würden die sich das gefallen lassen und klein beigeben. "Besonders die Älteren leiden unter den Schnellschwimmern, die durchs Wasser pflügen."

Ein unliebsames Erlebnis machte Konrad Weppler am Dienstag, 2. Januar. Wie es seine Gewohnheit ist, betrat er gegen 9 Uhr das Hallenbad, stieg ins Wasser und hatte freie Bahn. Neben ihm schwamm parallel eine Frau in die gleiche Richtung wie er. Plötzlich wurde er von einer anderen Schwimmerin von hinten bedrängt, wie er berichtet. Diese Frau habe darauf bestanden, dass er auf ihrer Bahn sei, sie aber zuerst dagewesen sei. "In der nun folgenden Zeit wurde ich immer wieder von dieser Schwimmerin körperlich bedrängt und beschimpft, mein Verhalten sei asozial, sagte sie", schildert Weppler die Vorgänge. Der Schwimmmeister habe daraufhin Partei für die Schwimmerin ergriffen, gesagt, die Frau sei zuerst da gewesen, und Weppler aufgefordert, das Bad zu verlassen. Zudem sei dem Senior Schwimmbad-Verbot angedroht worden. Auch habe der Schwimmmeister gesagt, er werde die Polizei rufen. Die einseitige Parteinahme des städtischen Mitarbeiters kritisiert Weppler.

Die Polizei kam dann auch tatsächlich. Weppler, der zu 90 Prozent schwerbehindert ist, blieb bis gegen 9.45 Uhr im Wasser, das Verhalten der Schwimmerin ihm gegenüber änderte sich nach seiner Aussage nicht, immer wieder sei er bedrängt, beiseite gedrückt und beschimpft worden. Im Eingangsbereich hatten ihn dann zwei Polizeibeamte, ein Mann und eine Frau, erwartet und seine Personalien aufgenommen. Seiner Bitte, ihm Namen und Anschrift der Schwimmerin zu nennen, da er sie anzeigen wollte, sei weder vom Hallenbadpersonal noch von den Polizeibeamten entsprochen worden. Mittlerweile sollen zwei Anzeigen laufen.

Wegen ähnlicher Vorkommnisse hat der Senior sich schon 2016 bei der Stadt Voerde beschwert. In der damaligen Antwort habe gestanden, das Schwimmbecken stehe allen Badegästen zur Verfügung, es sei nicht erlaubt, andere Badegäste an den Armen oder Beinen festzuhalten, Behinderte hätten keine Vorrechte. Eine Sonderbehandlung erwartet Konrad Weppler auch nicht, doch sollen die Regeln der Rücksichtnahme für alle gelten. "Ich will nur schwimmen können. Doch erwarte ich auch von anderen Badegäste etwas Rücksichtnahme", sagt der 73-Jährige. Er wartet nun darauf, dass die Stadtverwaltung auf seine schriftliche Beschwerde reagiert.

"Herr Weppler erhält von uns einen Antwortbrief", erklärte Bürgermeister Dirk Haarmann auf Nachfrage der RP. Der Senior sei bei der Stadtverwaltung bekannt, weil er sich Rechte rausnehme, die er anderen nicht zugestehe. Beim letzten Mal sei der Streit eskaliert, woraufhin das Schwimmbadpersonal die Polizei gerufen habe. In einer Gemeinschaft sei "gegenseitige Rücksichtnahme erforderlich", dies gelte auch im Hallenbad, so der Verwaltungschef. Den Appell, aufeinander Rücksicht zu nehmen, nicht auf seinem Recht zu beharren, richtet er auch an Konrad Weppler. "Wenn jeder beim Schwimmen auf sein Revier beharrt, anderen Badegästen keinen Millimeter Platz macht, dann kommt es zu Streitigkeiten", sagt Haarmann.

Große Hoffnungen setzt Konrad Weppler nicht in das angekündigte Antwortschreiben. Er geht davon aus, "dass der Bürgermeister sich vor seine Leute stellen wird".

(hsd)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort