Dinslaken/Voerde/Hünxe Orkan hinterlässt Spur der Zerstörung

Dinslaken/Voerde/Hünxe · Umgestürzte Bäume, beschädigte Dächer, Stromausfall: Sturmtief Friederike, das gestern über den Niederrhein gefegt ist, hat den Einsatzkräften viel Arbeit beschert. Die Deutsche Bahn stellte den Zugverkehr ein.

 Abgesperrt wurde der Bereich an der evangelischen Stadtkirche Dinslaken, denn vom Gotteshaus waren Dachpfannen auf den Gehweg gefallen.

Abgesperrt wurde der Bereich an der evangelischen Stadtkirche Dinslaken, denn vom Gotteshaus waren Dachpfannen auf den Gehweg gefallen.

Foto: hsd

Auf den Tag genau elf Jahre nach dem Orkan Kyrill fegte gestern Sturmtief Friederike über den Niederrhein. Gegen 10 Uhr nahm der Orkan Fahrt auf und löste bis gegen 14 Uhr im gesamten Kreisgebiet rund 700 Einsätze aus. Das erklärte ein Sprecher der Kreisleitstelle auf Anfrage unserer Redaktion. In den meisten Fällen mussten die Einsatzkräfte für umgestürzte Bäume und Strommasten ausrücken. Aber auch heruntergefallene Dachziegel, abgerissene Stromkabel und ausgefallene Ampeln gehörten zum Einsatzrepertoire.

Die Feuerwehr Dinslaken musste bis zum Abend über 150 mal zu verschiedensten Hilfeleistungseinsätzen im gesamten Stadtgebiet ausrücken. Die Einsatzkräfte hatten überwiegend damit zu tun, umgestürzte Bäume, abgebrochene Äste und lose Fassaden- und Dachteile zu beseitigen oder zu sichern. So waren etliche Dachpfannen von der evangelischen Stadtkirche heruntergekommen. Mehrere Dachziegel vom Dach des Finanzamtes an der Schillerstraße fielen auf die Straße und beschädigten geparkte Autos. Polizeibeamte sperrten den Bereich.

 Etliche Geschäfte, wie an der Neustraße, schlossen früher.

Etliche Geschäfte, wie an der Neustraße, schlossen früher.

Foto: hsd

Besonders zeit- und personalintensiv gestaltete sich ein Einsatz bei einem Getränkehandel an der Augustastraße, bei dem mehrere zum Teil etwa 20 Meter hohe Bäume auf das Gebäude zu fallen drohten. Weiterhin wurden zahlreiche Oberleitungen im Stadtgebiet und auch auf den Gleisanlagen der DB Bahn AG beschädigt. Die Deutsche Bahn stellte am Mittag den Verkehr ein.

Am technischen Rathaus sind großflächige Schäden am Dach entstanden, im Bereich der Bruchstraße versperrten zahlreiche umgestürzte Bäume die komplette Fahrbahn, und in Eppinghoven drohten auf einer Länge von 20 Metern Zaunelemente aus einer Höhe von etwa sieben Metern abzustürzen.

 Ein umgefallener Baum beschädigt ein Haus an der Dohlenstraße.

Ein umgefallener Baum beschädigt ein Haus an der Dohlenstraße.

Foto: Heiko Kempken
 Der Orkan fegte so manche Mülltonne um - auch im Bereich Lessing-/Neustraße in Dinslaken.

Der Orkan fegte so manche Mülltonne um - auch im Bereich Lessing-/Neustraße in Dinslaken.

Foto: hsd
 Feuerwehrleute zersägen einen umgestürtzten Baum am Schützenheim Heidelust.

Feuerwehrleute zersägen einen umgestürtzten Baum am Schützenheim Heidelust.

Foto: Heiko Kempken
 Umgestürzte Bäume an der Friedenskirche in Eppinghoven.

Umgestürzte Bäume an der Friedenskirche in Eppinghoven.

Foto: Kempken

Auch in Voerde hat Friederike gewütet. Eine erste Bestandsaufnahme zeigt, dass neben abgebrochenen Ästen und Baumkronenbrüchen auch mehrere Bäume komplett entwurzelt wurden. Die Kombination aus aufgeweichten Böden auf Grund der Niederschläge der letzten Tage und kräftigen Sturmböen war der Hauptgrund dieses Schadensbildes, das sich über alle Stadtteile in Voerde verteilt. Ein Schwerpunkt bei den Baumschäden lag im Bereich des Schlossparks um das Haus Voerde und am Küttemannsweg. In Voerde wurde auch die Abfall- und Sperrmüllentsorgung abgebrochen, weil eine gefahrfreie Abfuhr nicht mehr zu gewährleisten war. Schäden gab es auch an städtischen Gebäuden. Der Sturm löste an der Mehrzweckhalle an der Steinstraße die Gaskartusche einer Entrauchungsöffnung aus. Die auffahrende Dachluke wurde bei dem Wind so stark beschädigt, dass die Halle aus Sicherheitsgründen gesperrt wurde. Besondere Brisanz hatten zwei Szenarien: Ein Baum war an der B8 auf ein fahrendes Auto gestürzt. Die Fahrzeuginsassen konnten unverletzt befreit werden. Ein Baum war auf einen Flüssiggastank gefallen. Dabei riss die Gasleitung ab und das Gas konnte ungehindert ausströmen. Die Einsatzkräfte schlossen die Leitung. Ansonsten galt es, diverse Bäume zu zersägen und beiseite zu schaffen. Von einigen Häusern wurden Dachpfannen auf die Straßen und Gehwege geweht. Hier sperrte die Wehr die Gefahrenbereiche ab. Die Dinslakener Straße durch den Wohnungswald wurde komplett abgeriegelt, weil zahlreiche entwurzelte Bäume die Straße versperrten. Am Nachmittag ging Friederike die Puste aus. Bis 17.30 Uhr musste die Feuerwehr Voerde 103 Sturmeinsätze fahren. 25 gestrandete Bahnreisende eines auf offener Strecke steckengebliebenen Zuges wurden in der Feuerwache Voerde mit Kaffee und Wasser versorgt, bis ihre Weiterfahrt organisiert worden war. Bei rund 80 Einsätzen in Hünxe bis zum frühen Abend mussten Feuerwehrleute und Mitarbeiter vom Bauhof überwiegend umgefallene Bäume von den Straßen räumen. An der Straße Stegerfeld in Gartrop-Bühl wurde ein Wartehäuschen umgeweht. Im Bereich des Tenderingssees in Bruckhausen legte der Sturm einen Strommast (10-KV-Leitung) um. Auch mit einem Kleinbrand und Wasser im Keller war die Wehr beschäftigt. Der Rathausvorplatz musste gesperrt werden, weil sich Dachziegel gelöst hatten und herunterfielen. Ein Trampolin flog umher und landete auf der Rathauswiese. In Hünxe Dorf fiel um kurz vor 11 Uhr für eine knappe Stunde der Strom aus. Nachdem sich der Sturm ausgetobt hatte, standen die Einsatzkräfte vor Trümmerfeldern. "Die Straßenmeistereien werden teilweise rund um die Uhr arbeiten, und einige Sperrungen werden sich bis ins Wochenende ziehen", kündigte Gregor Hürter, Sprecher der Behörde Straßen NRW, an. Stellenweise ging den Einsatzkräften das Absperrmaterial aus, so zum Beispiel im Bereich Voerde. Sie improvisierten mit Flatterband.

(ras/hsd/P.N./szf)
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