"Kein Sicherheitsgewinn erkennbar" Werden Flüssigkeiten im Handgepäck wieder erlaubt?

Berlin (RPO). Flughafenbetreiber plädieren dafür, die strengen Auflagen für den Transport von Flüssigkeiten im Handgepäck von Flugreisenden wieder zu lockern. Besonders im Hinblick auf die nahende Urlaubszeit wird mit längeren Wartezeiten gerechnet, weil Reisende an der Sicherheitskontrolle ihre mitgebrachten Wasserflaschen und andere Flüssigkeiten abgeben müssen.

Bestimmungen fürs Handgepäck - Die wichtigsten Tipps
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Foto: ddp

Der Präsident der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Verkehrsflughäfen (ADV), Michael Eggenschwiler, appellierte am Montag in Berlin an die EU-Kommission, Sicherheitskontrollen "nachvollziehbar zu gestalten". "Passagiere können nicht verstehen, weshalb Flüssigkeiten, die sie an einem außereuropäischen Flughafen erworben haben, beim Betreten eines EU-Flughafens weggeworfen werden müssen, wenn sie eine identische Flasche hinter der Sicherheitskontrolle wieder einkaufen können", sagte Eggenschwiler.

Die EU-Kommssion sei im Wort, sieben Monate nach der Einführung zum 1. November 2006 diese Anordnung auf ihren Sicherheitsgewinn zu überprüfen. Gebe es keinen, müsse sie "den Mut haben, diese Bestimmung wieder in der Versenkung verschwinden zu lassen".

Allein in Frankfurt/Main seien es bis zu 3 Tonnen täglich, bedingt vor allem durch Umsteiger, die sich zum Beispiel in Südafrika mit Wein eingedeckt haben und nach ihrem Langstreckenflug nach Hamburg weiterfliegen wollen. Auch für sie gelten die Freimengen für Flüssigkeiten im Handgepäck. Danach kommen Weinflaschen und Düfte nur durch die Kontrollen, wenn sie in den Duty-free-Bereichen von Flughäfen in der Europäischen Union, Norwegen, Island oder der Schweiz gekauft wurden.

"Ich bin mir sicher, dass viele Flugreisende im Sommer überrascht sein werden und die täglich einbehaltene Menge an Flüssigkeiten noch steigen wird", sagt Holger Kraft (ADV) . "Es kann gut sein, dass Touristen da sehr unvorbereitet zum Flughafen kommen und an den Sicherheitskontrollen noch einmal ihre Taschen leeren müssen", ergänzt Sibylle Zeuch vom Deutschen Reiseverband (DRV) in Berlin. Das könnte dann zu längeren Wartezeiten führen, "und die Schlangen sind doch ohnehin lang genug."

Eingeführt wurden die Beschränkungen zum 6. November 2006, um Flugpassagiere vor den Gefahren durch Flüssigsprengstoff zu schützen, erklärt das Bundesinnenministerium in Berlin. Flüssigkeiten und "Gegenstände in ähnlicher Konsistenz" wie Gels und Zahnpasta dürfen seitdem nur noch in einer Menge von maximal 100 Millilitern mit in die Kabine. Alle Flaschen und Tuben zusammen sind in einem durchsichtigen, wieder verschließbaren Plastikbeutel zu deponieren, der nicht mehr als einen Liter fassen darf. Ausnahmen von der Bestimmung gelten nur in wenigen Fällen, etwa bei Babymilch oder bei verordneten Medikamenten, die während des Fluges benötigt werden.

Fluggesellschaften und Reiseveranstalter legen den Unterlagen, die sie an ihre Gäste verschicken, häufig Hinweisblätter zu den neuen Handgepäckregelungen bei. Doch wer liest schon das "Kleingedruckte", wenn er sich auf den Urlaub freut? Das böse Erwachen kommt dann meist kurz vor dem Einchecken, wo Touristen mit Plakaten darauf aufmerksam gemacht werden, was ihnen noch erlaubt ist und was nicht.

Dass viele Flughäfen, Fluggesellschaften und Reisende die Regeln nicht gut finden, liegt auf der Hand. Die Gefahr durch Terrorismus dürfe zwar nicht unterschätzt werden, doch die Kontrollen drohten "die Mobilität massiv einzuschränken, während ihre Wirksamkeit oft fraglich ist", klagt zum Beispiel der Bundesverband der Deutschen Fluggesellschaften (BDF) in Berlin. Der BDF beobachtet mit Zuversicht ein Schlichtungsverfahren innerhalb der EU. Wie das Ergebnis aussehen und wann es in Kraft treten könnte, ist zwar noch unklar. Die Hoffnung, dass die Plastikbeutel wieder verschwinden, hat der BDF aber weiter.

(ap)
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