Weltgrößte Reisemesse in Berlin ITB: "Grüne" Angebote voll im Trend

Berlin (RPO). Der Trend auf der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) in Berlin geht in Richtung "grüne" Angebote. Die Palette ist dabei breit gefächert. Vom naturnahen Urlaub in Bayern, über klimabewusst Reisen bis hin zum Wegweiser Nachhaltigkeit ist alles vetreten.

Impressionen von der ITB 2008
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Der Reisekonzern TUI bietet seit November bei TUIfly eine freiwillige Ablasszahlung für CO2-Emissionen an. Konkurrent Thomas Cook startet am 10. März mit der Klimaschutzorganisation atmosfair eine "freiwillige Klimaschutzspende" für Reisende. Dieser Trend stößt bei den Vorreitern in Sachen Klimaschutz durchaus auf Lob - aber auch auf Kritik.

Das forumandersreisen (far), in dem 150 Anbieter zusammen geschlossen sind, warnt vor den Folgen eines unreflektierten Umgangs mit pauschalen Klimaabgaben. Far-Geschäftsführer Rolf Pfeifer sagte der Nachrichtenagentur AP: "Es freut mich schon, dass die ganze Branche jetzt umdenkt." Urplötzlich sind die alternativen Reiseangebote raus aus der Öko-Ecke und voll im Trend. Oder, wie Pfeifer es ausdrückt: "Jetzt schwimmen alle ganz schnell hinterher."

Positiv daran sei, dass das Thema Klima den Kunden nun bei jeder Buchung ins Bewusstsein gebracht werde. Aber: "Wenn ich den Kunden jetzt mit ein paar Euros das Gewissen beruhige, wird das Klima deswegen nicht entlastet."

Veranstalter wie Thomas Cook verweisen dagegen darauf, dass gerade die Reisebranche ein großes Interesse an einer intakten Umwelt habe und daher auch den Klimaschutz ernst nehme. Kunden sollen darum nun bei Cook (dazu gehören auch Neckermann und Bucher Last Minute) bei der Buchung einer Flugpauschalreise selbst entscheiden, ob sie für ausgewählte Projekte zur Vermeidung klimaschädlicher Gase spenden möchten. Das Angebot steht sowohl bei der Buchung über das Reisebüro als auch per Internet zur Verfügung.

Eine Plombe ist zu wenig

Für atmosfair-Geschäftsführer Dietrich Brockhagen hält der Klimaschutz damit "Einzug in deutsche Reisebüros, konkret und zeitgemäß", wie er in einer gemeinsamen Erklärung mit Thomas Cook betonte. Die Organisation hat sich dem Klimaschutz verschrieben und bietet Passagieren freiwillige Ausgleichszahlungen für die von ihnen verursachten Klimagase an. Das dabei eingenommene Geld wird unter anderem in Solar-, Wasserkraft-, Biomasse- oder Energiesparprojekte investiert, um damit Treibhausgase einzusparen.

Allerdings schränkt auch die Klimaschutzorganisation atmosfair selbst ein: Zwar könne damit die Menge klimaschädlicher Gase, die durchs Fliegen entstehen, an anderer Stelle vermieden werden. Doch: Der Schaden, der für die Umwelt aus einem Flug entstehe, lasse sich natürlich nicht ungeschehen machen - "genauso wenig, wie eine Plombe einen kranken Zahn heilen kann", wie atmosfair auf seinen Internet-Seiten erläutert.

An dieser Stelle setzt auch die Sorge von Pfeifer an: "Die Frage bei all diesen neuen Klimaschutzmodellen und Modellchen ist: Signalisiere ich damit den Kunden, du kannst so weiter machen wie bisher?" Denn Fakt bleibe: "Man kann dem Klima nur dann etwas Gutes tun, wenn man nicht fliegt." Grundsätzlich gelte, dass die durch eine Flugreise entstandene Klimawirkung durch eine Kompensationszahlung nicht aufgehoben oder neutralisiert werde: "Kompensationsmodelle dürfen nicht zu einem Marketing-Instrument und zur bloßen Gewissensberuhigung verkommen."

(ap)
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