Patienten fühlen sich durch Zusatzleistungen bedrängt IGeL-Leistungen der Ärzte sorgen für Unmut

Düsseldorf · Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) stehen schon länger in der Kritik. Das sind Leistungen des ­Arztes, bei denen der Patient selbst zahlen muss. Nach einem Medienbericht häufen sich nun die Beschwerden von Patienten. Demnach fühlen sich immer mehr Menschen von Ärzten bedrängt, weil diese ihnen solche Zusatzleistungen aufdrängen würden.

Diese IGeL werden am häufigsten angeboten
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Foto: dpa, Benjamin Ulmer

Ob Thrombose-Checks oder Früherkennungsuntersuchungen des Auges im Hinblick auf den Grünen Star — die Liste der IGeL-Leistungen, die in deutschen Praxen angeboten werden, ist lang. Nach einem Bericht der "Welt" sollen es derzeit rund 350 sein. Und die werden den Patienten laut der Zeitung auch zunehmend aufgedrängt. "Leider beschweren sich immer mehr Patienten darüber, dass ihnen in der Arztpraxis IGeL-Leistungen, manchmal auch mit aggressiven Methoden, angeboten werden", sagte die Chefin des Verbandes der Ersatzkassen (vdek), Ulrike Elsner, der "Welt".

Ergeben hat das nach dem Bericht eine Auswertung der Patientenbewertungen des vdek-Arztlotsen. Demnach befassen sich zehn Prozent der abgegebenen Bewertungen auch mit dem Thema IGeL-Leistungen, viele davon kritisch, wie die vdek sagt. "Ständiges Anbieten von IGeL-Leistungen", heiße es da etwa oder "Leider wurden mir wiederholt IGeL-Leistungen aufgedrängt." Aber es gebe auch andere Beispiele, heißt es in dem Zeitungsbericht weiter.

Kritik auch aus der Politik

So würden viele Ärzte gelobt, weil sie eben keine IGeL-Leistungen aufdrängen würden. "Arzt ist kein IGeL-Häscher wie so manch anderer", zitiert die vdek aus den Kommentaren der Patienten. Ulrike Elsner sieht viele der Leistungen auch als nicht unbedingt medizinisch notwendig an.

"Alles, was medizinisch notwendig ist, wird auch von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt", sagte die vdek-Chefin der "Welt". Bei vielen Extraleistungen aber sei die medizinische Notwendigkeit nicht nachgewiesen, daher fehlten sie auch im Katalog der gesetzlichen Krankenkassen.

Die vdek-Chefin ist nicht die einzige, die Kritik an den Zusatzleistungen der Ärzte übt. Auch in der Politik regt sich immer wieder Unmut über die Praxis. So hatte die SPD erst Ende April dieses Jahres verkündet, dass sie die IGeL-Leistungen per Gesetz stark einschränken wolle. "Wir wollen die Leistungen komplett untersagen, die mehr Schaden als Nutzen haben", sagte damals der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. Und auch bei den Verbraucherschützern regte sich Anfang des Jahres Kritik.

Um die Aufklärung ist es schlecht bestellt

Die Gesundheitsexpertin des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, Ilona Köster-Steinebach, nannte den Schutz der Patienten bei den Selbstzahlerleistungen unzureichend. Die Patienten sollten laut Gesetz vorher nur in Textform über Kosten informiert werden. "Das heißt, dass ein Flyer oder eine Preisliste reicht." Dabei seien im Bundesmantelvertrag für Ärzte mehr Patientenrechte festgeschrieben. "Hier droht eine Verschlechterung."

Und eine Online-Umfrage der Verbraucherzentralen im Dezember 2012 hatte aufgezeigt, dass es mit der Aufklärung rund um die IGeL-Leistungen nicht gut bestellt ist. Nur jeder vierte Befragte (23 Prozent) erinnerte sich daran, dass er über Risiken der Selbstzahlerleistungen aufgeklärt wurde. Über den individuellen Nutzen fühlte sich nur jeder Zweite (53 Prozent) informiert. Nur in jedem zweiten Fall gab es zudem eine ausreichende Bedenkzeit. Bei jedem Vierten fehlte vorab eine Kosteninformation und bei jedem Fünften gab es keine Rechnung.

Keine guten Noten also insgesamt für die Zusatzleistungen der Ärzte. Vdek-Chefin Elsner jedenfalls rät Patienten in der "Welt", sich vom Arzt ausgiebig beraten zu lassen und sich genug Zeit zu nehmen, Angebote und Kosten zu prüfen. "Kein IGeL-Angebot sollte blind angenommen werden", sagte Esser der Zeitung.

(das)
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