15.000 freie Stellen Jobs auf dem Silbertablett - Fachkräftemangel bei Ingenieuren

Düsseldorf (rpo). Von solchen Zuständen können Absolventen anderer Studiengänge nur träumen: Ingenieure mit abgeschlossenem Studium werden von deutschen Unternehmen händeringend gesucht. Zur Zeit fehlen rund 15.000 Fachkräfte. Dennoch steigt die Zahl der Studienanfänger in den Ingenieurwissenschaften nur langsam.

Arbeit: Wo es die meisten Jobs gibt
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"Es ist ein echtes Problem, dass so wenige junge Menschen ein technisches Studium aufnehmen", sagt Sven Renkel, Pressesprecher des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI). "Vor zehn Jahren lag die Zahl der Studienanfänger noch um ein Drittel höher."

Dabei gibt es so einiges, was für ein technisches Studium spricht: Wer ein Ingenieur-Studium beginnt, hat zahlreiche Möglichkeiten, sich zu spezialisieren und kann in den verschiedensten Funktionen arbeiten. "Die Studenten können je nach Neigung zum Beispiel den Bereich Nanotechnologie oder die optische Technologie vertiefen", erläutert Renkel. "Und auch später haben sie die Wahl: Wollen sie im Vertrieb arbeiten, als Projektmanager, im Bereich der Ingenieur-Dienstleistungen oder in einer ganz anderen Funktion?"

Studium vermittelt auch Soft Skills

Gerade wegen der vielen unterschiedlichen Jobs, die für Ingenieure in Frage kommen, sollten angehende Studenten auch soziale Kompetenz mitbringen. Die meisten Ingenieure arbeiten im Team. "Außerdem sollte natürlich ein gewisses technisches Interesse vorhanden sein. Aber niemand muss schon vor Beginn des Studiums wissen, wie ein Computer oder ein Auto im Detail funktionieren", so Renkel.

Viele Abiturienten lassen sich nach Einschätzung des VDI-Spreches von den technischen Anforderungen des Studiums abschrecken. Doch oft beruht die Ablehnung auf einer Fehleinschätzung: Studenten der Ingenieurwissenschaften haben nicht rund um die Uhr nur mit Technik zu tun. Auch Soft Skills werden im Studium vermittelt.

Zu wenig Technik an deutschen Schulen

Um die Zahl der Studienanfänger zu erhöhen, sind Universitäten und Unternehmen gefragt: Sie sollten besser über die Ingenieur-Studiengänge informieren, regt Renkel an. Doch auch in den Schulen sieht der VDI-Sprecher Nachholbedarf: "Technik steht in Deutschland viel zu selten auf dem Stundenplan. So werden die Schüler an die Ingenieurwissenschaften praktisch nicht herangeführt."

Einige Programme zum Rekrutieren von Ingenieur-Nachwuchs gibt es bereits. Besonders die Frauen hat die Industrie im Visier: Zur Zeit liegt die Zahl der weiblichen Studierenden bei rund 20 Prozent. In den klassischen Ingenieurwissenschaften wie Maschinenbau und Elektrotechnik sind die Frauen sogar mit nur zehn Prozent vertreten. Noch vor wenigen Jahren war der Frauenanteil noch geringer. Die Tendenz ist steigend, doch die Zahl der weiblichen Ingenieur-Studenten wächst nicht schnell genug, um den Bedarf an Fachkräften decken zu können.

Standortnachteil für Deutschland

In den meisten anderen EU-Ländern ist der Ingenieur-Mangel weniger gravierend. VDI-Sprecher Renkel sieht darin einen Grund zur Sorge: "Wenn wir zu wenig Fachkräfte ausbilden, wirkt sich das negativ auf den Standort Deutschland aus. Jeder Ingenieur-Arbeitsplatz, der in Deutschland nicht eingerichtet wird und vielleicht sogar ins Ausland ausgelagert wird, zieht mehrere andere Jobs mit sich - von der Sekretärin bis zum Techniker."

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