Bundesagentur-Chef Weise spricht sich für 7,50 Euro Mindestlohn aus

Berlin · Der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, zeigt sich offen für die Einführung eines Mindestlohns in Deutschland. Ein zu hoher Mindestlohn aber könne Arbeitsplätze kosten, sagte der Vorstandsvorsitzende in einem Interview.

 Frank-Jürgen Weise, der Chef der Bundesagentur für Arbeit, ist für einen Mindestlohn zu haben.

Frank-Jürgen Weise, der Chef der Bundesagentur für Arbeit, ist für einen Mindestlohn zu haben.

Foto: AP, AP

"Psychologisch wäre es aber vielleicht nicht schlecht, eine Grenze nach unten einzuziehen", fügte Weise hinzu. "Schließlich erwarten wir von den Arbeitslosen heute Mobilität, Flexibilität und Qualifizierung - da sollte es eine Mindest-Wertschätzung geben", so Weise gegenüber der Zeitung "Die Welt".

Weise sagte, ein Mindestlohn von weniger als 7,50 Euro die Stunde werde keine Wirkung haben. "Das bekommt man ja sowieso schon über die Grundsicherung, zumindest Alleinstehende", erklärte er. Die schlechte Seite am Niedriglohnsektor sei, "dass manche zu Rahmenbedingungen arbeiten, die dauerhaft nicht wertschätzend und nicht existenzsichernd sind." Diese Gehälter müsse der Steuerzahler aufstocken. Manche Unternehmen nutzten das aus.

Kein Einbruch auf dem Arbeitsmarkt

Trotz Schuldenkrise und Konjunkturabschwächung erwartet Weise auch für das kommende Jahr keinen Einbruch am Arbeitsmarkt. "Wir schätzen, dass sich die Arbeitslosigkeit weiter auf dem bisherigen Niveau bewegt, also in einem Korridor von 2,8 bis 2,9 Millionen", sagte er. Allerdings schränkte er ein: "Im Oktober veröffentlicht die Bundesregierung aber ihre neuen volkswirtschaftlichen Eckwerte, es könnte sein, dass wir diese Prognose dann revidieren müssen."

Derzeit sei von einem anhaltend stabilen Arbeitsmarkt auszugehen - "wenn es von außen keine unerwartet großen Schocks gibt". Im Januar werde die Arbeitslosenzahl jedoch allein witterungsbedingt wieder über drei Millionen klettern. "Drei Millionen Arbeitslose sind aber gemessen am europäischen Umfeld und auch an früheren Jahren eine unerwartet gute Entwicklung".

(APD/RTR)
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