Der "Sonnyboy" ist offensichtlich unzufrieden Haas scheint seinen guten Ruf zu verspielen

Hamburg (dpa). Thomas Haas droht seinen guten Ruf als Profi zu verspielen. Der 22-Jährige steht nach einer Serie von bösen Rückschlägen am Scheideweg seiner jungen Karriere. Aus dem Publikumsliebling und Daviscup-Helden ist mehr und mehr eine tragische Person geworden.

Nicht allein die Reihe von Erstrunden- Niederlagen wie die am Dienstag am Hamburger Rothenbaum gegen Michael Kohlmann prägen dabei das Bild eines fast schon gescheiterten Hoffnungsträgers im deutschen Tennis, sondern die Art und Weise, wie der in Florida lebende Ferrari-Fahrer die Misere verarbeitet.

"Sorgen muss sich keiner machen. Ich weiß schon, was ich zu tun habe", antwortet er stereotyp auf die Fragen nach den Gründen des stetigen Niedergangs. Und: "Das Jahr ist noch lang. Schauen wir mal am Ende der Saison." Dabei bleiben nicht nur die blanken Ergebnisse ohne Erklärung, verworren ist auch die Perspektive im Umfeld. In Hamburg war David "Red" Ayme wieder an Haas' Seite. Der vor Wochen als "Allheilmittel" gepriesene Kolumbianer Raul Ordonez und der gleich wieder geschasste Fitmacher Manuel Astorga sind längst schon wieder raus aus dem ins schlingern geratene Schnellboot, das weit entfernt davon ist, das Flaggschiff des deutschen Tennis zu sein.

"Ich brauche eben die richtigen Leute um mich", sagt Haas: "Aber die zu finden, ist nicht einfach." Hilfe ist bei der Suche offenbar nicht gefragt, denn der 22-Jährige betont: "Die Entscheidungen treffe ich allein." So ist es wohl auch bei der schon vielfach verschobenen Ursachenforschung seiner Hüftprobleme, die zur Absage des Daviscup in Australien geführt hatten.

"Ich bin nicht so zufrieden", erklärte Haas nach dem 6:7 (6:8), 4:6 gegen Kohlmann. Gemeint war nach der dritten Erstrunden-Pleite in Serie bei einem der nach den Grand Slams wichtigsten Turnier-Serie wohl auch Bollettieri-Mitarbeiter Ayme, von dem er sich vor Wochen schon getrennt hatte. "Vielleicht brauche ich mal wieder etwas Abwechslung. Ich bin ja auch kein einfacher Typ." Was Haas aber plant oder ob er überhaupt etwas plant, blieb auch am Rothenbaum sein Geheimnis. "Ich mache mir Gedanken", quittierte er diesbezügliche Anfragen betont genervt, "aber nicht in der Öffentlichkeit."

Auch das Verhältnis zu Boris Becker ist merklich abgekühlt. Aus der erhofften Beratung mit Perspektive ist sporadischer Kontakt geworden. "Wir sind Freunde, sonst nichts." Dass Haas mit seiner Situation unzufrieden ist, ist augenfällig. Offenbar fehlt ihm auch das nötige Korrektiv im Umfeld, das ihn in der für seine weitere Karriere vielleicht schon entscheidenden Zeit auffängt und den richtigen Weg weist.

Denn Thomas Haas ist nicht nur einsilbig geworden, sondern anscheinend auch total ratlos. Vielleicht hilft ihm der am Sonntag beginnende World Team Cup in Düsseldorf, den Weg aus dem Tal der Tränen zu finden. Denn im Schoße der Nationalmannschaft vertrieb er bislang stets die bösen Geister und machte mit neun Siegen in zehn Matches erfolgreich Werbung in eigener Sache.

(RPO Archiv)
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