Beckenbauer kämpft um Ruf Der Schatten über der "Lichtgestalt" wird immer dunkler

Er war Weltmeister als Spieler und auch als Trainer. Doch seine dritte Karriere als Sportfunktionär droht den Ruf von "Kaiser" Franz Beckenbauer massiv zu beschädigen. Die Frage steht spätestens seit der vergangenen Woche im Raum: Wie groß ist der Schatten, der auf die "Lichtgestalt" des deutschen Fußballs fällt?

Franz Beckenbauer ist als Spieler (1974) und als Trainer (1990) Fußball-Weltmeister geworden. Allein das hat neben ihm bislang nur der Brasilianer Mario Zagallo geschafft. In seiner dritten Karriere als Sportfunktionär holte der "Kaiser" dann auch noch die WM 2006 nach Deutschland. Denn Beckenbauer war nicht nur lange Jahre Präsident "seines" FC Bayern München und einer der Vize-Chefs des Deutschen Fußball-Bundes.

Er leitete eben auch das Bewerbungs- und später Organisationskomitee für die viel umjubelte Heim-WM - und saß danach von 2007 bis 2011 im Exekutivkomitee des Weltverbandes Fifa. Genau diese beiden Tätigkeiten, für die Fifa und das "Sommermärchen", drohen jetzt seine gewaltige Reputation zumindest stark zu beschädigen.

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Am vergangenen Freitag erhob das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" schwere Korruptionsvorwürfe gegen das deutsche Bewerbungskomitee. Es soll die WM 2006 mit Hilfe einer schwarzen Kasse gekauft haben.

Beckenbauer dementiert das vehement, steht aber seit diesem Mittwoch wegen einer anderen Affäre schon wieder im Zwielicht. Da hat die Fifa-Ethikkommission ihre Ermittlungen gegen ihn abgeschlossen und Anklage erhoben. Hintergrund sind die skandalträchtigen Vergaben der WM 2018 an Russland und der WM 2022 an Katar im Dezember 2010. Der "Kaiser" sollte wie auch alle anderen damaligen Mitglieder des Fifa-Exekutive dazu aussagen. Weil er dies zunächst verweigerte, war er 2014 schon einmal provisorisch für 90 Tage gesperrt worden.

Jahrelang hatte es so ausgesehen, als würde Beckenbauer alles gelingen, was er in seinem Leben anfasst. Sinnbildlich dafür stand neben seinen ganzen Erfolgen immer die Anekdote aus dem Sommer 1994, als er den FC Bayern als Interimstrainer zunächst zur ersten deutschen Meisterschaft nach heute unvorstellbar langen vier Jahren ohne Titel führte - und dann am Abend die Torwand des ZDF-"Sportstudios" sogar von einem Weizenbierglas aus traf.

Doch irgendwann schien der Liebling der Fans, vieler Medien und auch der Werbeindustrie derart über allen Dingen zu schweben, dass ihm der Blick für einige davon scheinbar verloren ging. "Ich habe nicht einen einzigen Sklaven in Katar gesehen. Die laufen alle frei rum", sagte er auf dem Höhepunkt der ersten Debatten um die Menschenrechtssituation im WM-Gastgeberland. Spätestens da taten sich die ersten Schatten über der "Lichtgestalt" auf.

(areh/dpa)
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