Vier Niederlagen in Folge Magath redet Schalker Krise klein

Düsseldorf (RPO). Der FC Schalke 04 hat nach drei Niederlagen in der Bundesliga auch in der Champions League einen Fehlstart hingelegt. Bei Olympique Lyon unterlag die Mannschaft von Felix Magath 0:1. Und jetzt steht auch noch das Derby gegen Borussia Dortmund ( ) an – doch der Trainer bleibt ruhig. Sehr ruhig.

Felix Magath – harter Hund und Meistertrainer
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Das ist Felix Magath

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Düsseldorf (RPO). Der FC Schalke 04 hat nach drei Niederlagen in der Bundesliga auch in der Champions League einen Fehlstart hingelegt. Bei Olympique Lyon unterlag die Mannschaft von Felix Magath 0:1. Und jetzt steht auch noch das Derby gegen Borussia Dortmund (Sonntag, 17.30 Uhr/Live-Ticker) an — doch der Trainer bleibt ruhig. Sehr ruhig.

Klar, die bisherigen Gegner der Gelsenkirchener waren keine Laufkundschaft. In Hamburg, Hoffenheim und Lyon kann man verlieren, doch darf dies auch einer Mannschaft wie den Schalkern passieren? Eine Mannschaft, die mit klangvollen Namen wie Raul, Klaas-Jan Huntelaar und Jose Manuel Jurado verstärkt wurde und den Anspruch hat, in der Liga vorne mitzumischen und in der Königsklasse zumindest die Gruppenphase zu überstehen.

"Nichts passiert"

"Ich sehe das nicht so tragisch. Eigentlich ist nichts passiert. Wir haben uns gut verkauft. Es ist ein gutes Ergebnis, damit kann ich gut leben. Ich bin durchaus optimistisch für die Bundesliga", analysierte Magath noch am späten Dienstagabend und war bemüht, so gelassen wie nur eben möglich zu wirken. Der erfahrene Trainer und passionierte Schachspieler will beruhigend auf seine angeschlagenen Mannen einwirken, getreu dem Motto: Abwarten und Tee trinken. Er weiß: Die Qualität im Kader ist zweifelsfrei vorhanden, die für den Erfolg notwendigen Automatismen müssen sich noch einspielen.

Natürlich brauchen die umgekrempelte Mannschaft und der Trainer Zeit, doch im Fußball-Geschäft ist eben genau dies das Problem. "An dieser Aufgabe können wir wachsen. Wir brauchen ein Erfolgserlebnis, dann läuft es schon", sagte Magath bereits nach dem 0:2 bei 1899 Hoffenheim. Das ohnehin monetär angeschlagene Schalke, das in der Sommerpause mit einem Transfer-Minus von knapp 20 Millionen Euro erneut ein großes finanzielles Risiko eingegangen ist, braucht aber schnell Erfolge. Der Klub ist auch in den kommenden Jahren auf die Einnahmen aus dem internationalen Geschäft angewiesen. Voraussetzung dafür ist die Qualifikation über die Bundesliga.

BVB kommt mit breiter Brust

Doch nach drei Pleiten in Folge stehen die Knappen derzeit nur auf Platz 17, der Rückstand auf die direkte Qualifikation für die Champions League beträgt schon beachtliche neun Punkte. Und jetzt kommt Dortmund in die Schalker Arena. Die Schwarz-Gelben müssen zwar aufgrund des geplanten Fan-Boykotts der BVB-Anhänger auf Anfeuerung von den Rängen verzichten, reisen aber mit zwei Siegen in Serie und gehörigem Selbstvertrauen im Gepäck zum Reviernachbarn.

"In der Liga sieht es schlecht aus. Das Derby am kommenden Sonntag gegen Borussia Dortmund wird sehr brisant. Wir wissen, was alles auf dem Spiel steht", weiß Schalkes Nationaltorhüter Manuel Neuer. Eine weitere Niederlage würde die Lage auf Schalke weiter verschärfen. Doch was hätte dies überhaupt für Konsequenzen?

Trainerfrage stellt sich nicht

Bei anderen Klubs würde nach der fünften Niederlage wahrscheinlich der Trainer infrage gestellt werden. Doch Schalke kann sich nicht einfach Magath, der den ganzen Verein seit nunmehr gut 15 Monaten auf sich selbst zuschneidet, entledigen. Der 57-Jährige, der auch im Schalker Vorstand sitzt, ist zu mächtig, um entlassen zu werden. Doch wäre das überhaupt die richtige Lösung? Schließlich war es Magath, der in der Vorsaison Schalke mit seinem Jugendstil beinahe den ersten Meistertitel seit über 50 Jahren beschert hätte.

Vielleicht hat sich der Trainer einfach zu viel zugemutet, sich auch ein wenig überschätzt. Das waghalsige Ziel, einen für die Königsklasse schlagkräftigen Kader auf die Beine zu stellen und dabei gleichzeitig die Topverdiener und Leistungsträger des Vorjahres (Kuranyi, Bordon, Westermann, Rafinha) zu ersetzen, scheint sich schwieriger zu gestalten, als Magath es erwartete. Besonders die Abwehr bereitet Sorgen.

Rechtsverteidiger-Roulette

Gegen Lyon war es ein kapitaler Schnitzer von Christoph Moritz, der den Franzosen den Siegtreffer bescherte. Der Youngster musste bereits als vierter Rechtsverteidiger im fünften Pflichtspiel auf ungewohnter Position aushelfen, weil die Lücke, die der Verkauf des Brasilianers Rafinha hinterließ, bislang nicht geschlossen werden konnte. Der Japaner Atsuto Uchida und der Spanier Sergio Escudero, ursprünglich genau dafür verpflichtet, müssen sich noch an Sprache, Liga und das herrschende Tempo gewöhnen.

Doch nicht nur Magath bleibt optimistisch, auch der von Real Madrid gekommene Superstar Raul ist sich sicher, dass die gegenwärtige Krise nur eine Momentaufnahme ist: "Felix Magath ist ein Siegertyp. Jetzt haben wir eine neue Mannschaft, die sich nach Siegen sehnt. Es ist eine tolle Mannschaft, die gut verstärkt wurde. Wartet ab - Schalke wird es allen zeigen."

Der Spanier glaubt im Gespräch mit "Sport Bild" an seine neue Mannschaft und eine Trendwende im Derby gegen Dortmund: "Das Spiel gegen den BVB ist die Möglichkeit, das Blatt zu wenden. Das Spiel kommt zu einer guten Zeit. Da können wir für die ersten Spiele, vor allem die Niederlage zu Hause gegen Hannover, viel gutmachen. Dortmund muss zu spüren bekommen, dass wir einen großen Willen haben. Wir müssen unseren Ärger über die ersten Punktverluste in positive Energie für dieses Spiel umwandeln." Ein Sieg gegen den ungeliebten Nachbarn — selten war er wichtiger für Schalke.

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