Aufenthaltserlaubnis erteilt Palästinensermädchen Reem darf wohl in Rostock bleiben

Rostock · Bei einer Begegnung mit Kanzlerin Merkel brach die 14-jährige Reem im Juli vor laufenden Kameras in Tränen aus. Jetzt gibt es offenbar ein Happy End für die Palästinenserin: Ihre von der Abschiebung bedrohte Familie darf wohl in Rostock bleiben.

 Begegnung mit der Kanzlerin (Mitte Juli): Als die Palästinenserin Reem vor laufenden Kameras in Tränen ausbricht, streichelt ihr Angela Merkel die Wange

Begegnung mit der Kanzlerin (Mitte Juli): Als die Palästinenserin Reem vor laufenden Kameras in Tränen ausbricht, streichelt ihr Angela Merkel die Wange

Foto: dpa, kno

Wie die Nachrichtenagentur dpa aus dem Rostocker Rathaus erfuhr, haben Reem und ihr Vater zunächst eine bis März 2016 befristete Aufenthaltserlaubnis erhalten. Diese Erlaubnis werde halbjährlich überprüft. Es sei davon auszugehen, dass die Behörden bei den kommenden Prüfungen zu keinem anderen Ergebnis kommen werden. Die endgültige Klärung erfolge spätestens zum März 2017.

In den Amtsstuben herrsche Optimismus, dass am Ende eine gesicherte Existenz für Reem und ihre Familie in Deutschland stehen werde, hieß es. Für die Mutter und den jüngeren Bruder Reems würden derzeit noch weitere Dokumente aus dem Libanon benötigt. Die beiden seien jedoch durch die vorläufige Aufenthaltserlaubnis für Reem und ihren Vater vor einer Abschiebung geschützt.

"Es gilt nun, Ruhe in die Sache zu bringen"

Der Berliner Rechtsanwalt Hans-Eberhard Schultz bestätigte die Informationen aus dem Rathaus. Er vertritt die Interessen Reems und ihrer Familie. "Ich bin sehr erfreut über die Entwicklung, die keineswegs sicher war", sagte er. Schultz will das Mädchen laut dpa nun auch bei Medienanfragen beraten und dafür sorgen, dass es nur in Gegenwart von Übersetzern und Vertrauten mit Pressevertretern redet. Der Rummel habe in den vergangenen Wochen viel Energie gekostet. "Es gilt nun zunächst, Ruhe in die Sache bringen", sagte er. Darüber, dass das Mädchen von dem Menschenrechtsanwalt Schultz vertreten wird, hatte zunächst die "Süddeutsche Zeitung" berichtet.

Eine Begegnung Reems mit Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte im Juli weltweit für Schlagzeilen und zum Teil emotionale Reaktionen gesorgt. Die 14-Jährige nahm damals an einer Veranstaltung zum Bürgerdialog "Gut leben in Deutschland" in der Rostocker Paul-Friedrich-Scheel-Schule teil. Dabei berichtete die teilweise gelähmte Reem, die seit vier Jahren in Rostock lebt, von ihrem Schicksal und dem ihrer Familie. "Es ist wirklich sehr unangenehm, zuzusehen, wie andere das Leben genießen können und man es selber halt nicht mitgenießen kann", sagte sie der Kanzlerin in nahezu akzentfreiem Deutsch. "Ich weiß nicht, wie meine Zukunft aussieht."

Merkel wiederum hatte in ihrer Antwort auf die Gesetzeslage und die vielen Zehntausend Flüchtlinge verwiesen, die nach Europa kommen wollen. "Und wenn wir jetzt sagen: Ihr könnt alle kommen und Ihr könnt alle aus Afrika kommen - das können wir auch nicht schaffen." Mitten in der Antwort brach Reem in Tränen aus. Merkel ging darauf mit den Worten "Och komm, das hast du doch prima gemacht" zu ihr und streichelte Reem die Wange.

Über diese Geste und das Schicksal des Mädchens war unter dem Hashtag #merkelstreichelt im Internet heftig diskutiert worden. Die Kanzlerin wurde teils als hartherzige oder abgezockte Frau beschimpft. Viele andere zeigten jedoch auch Verständnis für Merkel, da sie es vermieden habe, sich persönlich einzuschalten und so für Reem einen Präzedenzfall zu schaffen.

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Merkel verteidigte sich damals gegen die Kritik: "Ich glaube, dass es wichtig ist, wenn eine Bundeskanzlerin mit Menschen diskutiert, wo sie die Sachlage nicht ganz genau kennt, dass ich da nicht sage: Weil Du gerade die Bundeskanzlerin getroffen hast, ist aber Dein Schicksal schneller zu lösen als das von vielen, vielen anderen", sagte Merkel. "Trotzdem möchte man ein weinendes Mädchen trösten. Aber ich kann dadurch nicht die Rechtslage verändern."

Bereits kurz nach der Begegnung mit Merkel hatte sich abgezeichnet, dass Reems Familie gute Chancen hat, in Deutschland zu bleiben. Rostocks Oberbürgermeister Roland Methling kündigte damals an, einen möglichen Abschiebebeschluss zunächst nicht zu vollziehen.

(dpa)
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