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Danny Dayem filmt aus der Protesthochburg Syrischer Blogger zeigt die Schrecken von Homs

Homs · Er war schon im sicheren Exil. Doch Danny Abdul Dayem wollte zurück in die syrische Protesthochburg Homs, die seit Tagen von den Truppen des Regimes beschossen wird. Der Aktivist ist immer mitten drin, filmt den Schrecken des Krieges und den Alltag seiner Landsleute. Und er zeigt sich dabei selbst vor der Kamera.

Danny Dayem - ein Blogger berichtet aus Syrien
8 Bilder

Danny Dayem - ein Blogger berichtet aus Syrien

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"Das ist Syrien, Homs, Bab Amr." In jedem Video, das Danny Abdul Dayem auf Youtube einstellt, ist dieser Satz am Ende zu hören. Der 22-Jährige stellt sich in amerikanischer TV-Reporter-Manier vor die Kamera, berichtet aus Syrien und wird inzwischen von großen Sendern wie Al Jazeera und CNN interviewt.

Denn gerade im Fall Syrien ist die Welt auf Augenzeugenberichte angewiesen. Ausländische Journalisten gibt es kaum noch zwischen Homs und Damaskus. Und so werden die verwackelten Videos der Aktivisten im Internet ein wichtiges Mittel, um der Welt klar zu machen, was eigentlich in ihrem Land passiert — auch wenn schwer nachzuprüfen ist, ob sie sie der Wahrheit entsprechen.

Improvisierte Kliniken, geschlossene Märkte

So ist es auch im Fall von Danny Abdul Dayem, der seine Berichte in perfektem Englisch abliefert. Denn seine Mutter ist Britin, sein Vater Syrer. Er geht in improvisierte Krankenhäuser, zeigt ein verletztes kleines Kind und fragt "Wartet die Uno darauf?". Er zeigt einen geschlossenen Gemüsemarkt und erklärt, dass die Händler keine Ware bekommen und auch Angst haben vor den Straßenkontrollen.

In einem weiteren Video steht er inmitten eines Hauses, dessen Küche bereits durch ein Geschoss zerstört worden ist. Als er die Treppen hinuntergeht, ist ein lauter Knall zu vernehmen - der nächste Einschlag. Dann zeigt er, dass Familien haufenweise ihr Brot ebenerdig auf einer Decke lagern - für jene Zeiten, in denen es mal wieder nicht möglich ist, etwas zu bekommen.

Es sind Bilder aus dem Stadtteil Bab Amr in Homs. Der Stadt, in der er jahrelang mit seinen Eltern gelebt hat. Der Stadt, in der er knapp einer Kugel entkommen war. Das war im September vergangenenen Jahres. Der britische "Guardian" hatte die Familie Dayem damals in Kairo getroffen, wo der 22-jährige Danny mit seiner Schussverletzung im Krankenhaus lag. Er habe sich mit Freunden auf der Straße unterhalten und überlegt, wie man die Essensversorgung organisiere. Da sei ein Auto vorbeigekommen und habe auf ihn geschossen, erzählte er der Zeitung.

Für die Eltern, so heißt es in dem Bericht, war das der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Mit seinen drei Kindern flüchtete das Paar nach Großbritannien. Danny, der Student und führende Aktivist in seiner Nachbarschaft, ging mit. "ich habe gesehen, wie sich Danny von einem Jungen, der viel Spaß hat, in einen verschlossenen, ruhigen Mann verwandelt hat.

"Wir sind keine Tiere"

Doch nun ist der Aktivist zurück in Syrien und erhebt seine Stimme lauter als zuvor. Direkt vor der Kamera spricht er all diejenigen in der Welt an, die wissen wollen, was da eigentlich in seinem Land passiert. Dem Sender Al Jazeera sagte er in einem Interview: "Die Stadt war unter Dauerbeschuss (...) Ich sah mit meinen eigenen Augen Kinder ohne Beine und ein Kind, dass seinen gesamten Unterleib verlor. Es ist schrecklich."

"Wir sind keine Tiere, wir sind Menschen", fleht er in seinem eigenen Video aus dem Krankenhaus, dass er am Mittwoch online stellte. Er hofft wie viele Revolutionäre, dass endlich mehr Unterstützung von außen kommt. Doch im UN-Sicherheitsrat kam keine Resolution gegen das syrische Regime zustande.

Doch die Blogger von Syrien wird das nicht davon abhalten, weiterhin auf die Geschehnisse in ihrem Land aufmerksam zu machen. Danny Abdul Dayem jedenfalls sagte nach seiner Schussverletzung gegenüber dem "Guardian", 14 seiner Freunde seien gestorben. Er selbst habe sich monatelang darauf vorbereitet, zu sterben. Doch er wolle nicht, dass seine Freunde für nichts gestorben seien. An dieser Haltung scheint sich bis heute nichts geändert zu haben.

(das)
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