Terror in Bombay Indien sieht das "Epizentrum des Terrorismus" in Pakistan

Neu Delhi (RPO). Die Worte zwischen den Nachbarstaaten klingen scharf: Indien hat nach der verheerenden Anschlagsserie von Bombay erneut scharfe Vorwürfe gegen Pakistan erhoben, ein militärisches Vorgehen gegen den Nachbarn aber ausgeschlossen. Regierungschef Manmohan Singh sagte, das "Epizentrum des Terrorismus" befinde sich in Pakistan.

Bombay: Was sich in den Hotels abspielte
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Pakistan schloss unterdessen Büros der Hilfsorganisation Jamaat-ud-Dawa, die den mutmaßlichen Drahtziehern der Anschläge nahesteht. Das pakistanische Außenministerium erklärte, die Regierung in Islamabad werde weiter mutmaßliche Mitglieder von Lashkar-e-Taiba festnehmen. Auch auf Druck der USA hatte Pakistan in den vergangenen Tagen 16 Terrorverdächtige in Haft genommen.

Bislang habe sich Indien zurückgehalten, dies dürfe aber nicht als Zeichen von Schwäche missverstanden werden, sagte Singh vor dem Parlament in Neu Delhi. Es reiche seinem Land nicht mehr aus, wenn Pakistan lediglich versichere, dass die von dort kommende Gewalt ein Ende haben werde. Das Nachbarland müsse mehr unternehmen und die "Infrastruktur des Terrorismus" zerstören. Zugleich entschuldigte sich Singh bei seinen Landsleuten, dass die Anschläge von Bombay "nicht verhindert werden konnten".

Außenminister Pranab Mukherjee erteilte vor den Parlamentariern einem militärischen Eingreifen in Pakistan eine Absage und sagte, dies sei keine Lösung. Innenminister Palaniappan Chidambaram versprach einen besseren Schutz Indiens. Unter anderem will das Land 20 Ausbildungszentren zur Terrorabwehr schaffen und die 7500 Kilometer lange Küste besser schützen. Die Bombay-Attentäter waren mit Booten in die Stadt gelangt. Die auf Terrorabwehr trainierte Nationalgarde soll künftig außer in Neu Delhi auch in anderen Städten stationiert werden. Die Garde hatte bei den Anschlägen mehrere Stunden gebraucht, um Bombay zu erreichen.

Wie die indische Polizei mitteilte, bleibt der einzig überlebende Angreifer der tödlichen Anschlagsserie mindestens bis zum 24. Dezember in Untersuchungshaft. Der Verdächtige, der den indischen Behörden zufolge pakistanischer Staatsbürger ist, muss unter anderem mit Anklagen wegen "Krieges gegen den Staat, Mordes und versuchten Mordes" rechnen. In Bombay waren Ende November amtlichen Angaben zufolge 172 Menschen ums Leben gekommen, unter ihnen neun Angreifer.

Die pakistanische Polizei begann unterdessen, im ganzen Land die Büros von Jamaat-ud-Dawa zu schließen, wie das Innenministerium in Islamabad mitteilte. Der Chef der Organisation, Hafiz Saeed, und acht weitere führende Mitglieder seien unter Hausarrest gestellt worden, verlautete aus Regierungskreisen. Die Guthaben würden eingefroren. Jamaat-ud-Dawa steht der von Saeed gegründeten verbotenen Organisation Lashkar-e-Taiba ("Armee der Frommen") nahe, die hinter der Anschlagsserie von Bombay vermutet wird. Der UN-Sicherheitsrat hatte Jamaat-ud-Dawa am Mittwoch zur terroristischen Organisation erklärt.

(AFP)
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