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Istanbuler Gezi-Park Erdogan verhängt Baustopp: Demonstranten sollen gehen

Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hat die Demonstranten im Istanbuler Gezi-Park aufgefordert, das Gelände binnen weniger Stunden zu räumen. "Ich hoffe, dass heute Abend alles vorbei sein wird", sagte er am Freitag in der Hauptstadt Ankara.

Eskalation auf dem Taksim-Platz: Hans Rusinek fotografiert
23 Bilder

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Da es seit zwei Tagen Gespräche der Regierung mit Vertretern der Demonstranten gebe, hoffe er, "dass es klappt".

Erdogan wandte sich in seiner Rede auch direkt an die Teilnehmer der regierungskritischen Proteste im Gezi-Park. "Ihr jungen Leute seid lange genug dort geblieben und habt Eure Botschaft ausgedrückt", sagte er. Die Bauarbeiten auf dem Parkgelände seien gestoppt worden, "warum wollt Ihr also noch dort bleiben?", fragte Erdogan.

Lösung deutet sich an

Nach zwei Wochen der Massenproteste in der Türkei deutet sich somit möglicherweise eine Lösung für den Streit über den Istanbuler Taksim-Platz an. Vertreter der Protestbewegung erwogen am Freitag ein Angebot von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan, Gerichte und möglicherweise auch ein Referendum über die künftige Gestaltung des Platzes entscheiden zu lassen.

Mit der Auflösung einer Demonstration gegen die Abholzung von Bäumen im Gezi-Park in der Nähe des Taksim-Platzes hatten die Proteste am 31. Mai begonnen. Zugeständnisse bei der Neugestaltung des Platzes, wo die Regierung ursprünglich ein Einkaufszentrum plante, könnten der Bewegung den Wind aus den Segeln nehmen.

Allerdings geht es den Demonstranten längst um eine grundsätzlichere Kritik an Erdogans Regierungsstil. Bei den inzwischen landesweiten Protesten sind fünf Menschen ums Leben gekommen, mehr als 5000 wurden verletzt.

Der Ministerpräsident hatte am Donnerstag zunächst eine scharfe Warnung an die Demonstranten vom Taksim-Platz gerichtet, dann aber mit ihnen geredet. Ein Sprecher von Erdogans religiös-konservativer Partei AKP erklärte danach, die Bauarbeiten im Gezi-Park würden gestoppt, bis ein Gericht entschieden habe, ob diese legal seien. Zudem könne im Stadtgebiet von Istanbul ein Referendum über die Zukunft des Parks abgehalten werden.

"Lange genug dagewesen"

Am Freitag forderte Erdogan die Demonstranten erneut auf, den Gezi-Park zu räumen. Vor Vertretern seiner Partei sagte er, die Protestierenden seien nun "lange genug dagewesen". Er habe ihre Vertreter aufgefordert, mit ihren Gleichgesinnten im Park zu reden. Man wolle sich nicht gezwungen sehen, "andere Maßnahmen zu ergreifen".

Vertreter der Gruppe Taksim-Solidarität bestätigten, dass ihnen ein Stopp der Bauarbeiten versprochen worden sei. Man werde nun die Ergebnisse des Treffens mit Erdogan den anderen Protestierenden vortragen und eine gemeinsame Antwort geben.

Einige Demonstranten blieben jedoch skeptisch über Erdogans Taktik. "Der Ministerpräsident ruft die Leute, die ihm passen, zu Treffen und erzählt ihnen dann etwas", sagte Teilnehmer Murat Tan.
"Uns interessieren die nicht so sehr. Heute haben wir die Bäume hier gerettet, aber unser Hauptziel ist es, die Menschen zu retten."

Am Donnerstagabend hatten trotz einer von Erdogan angedrohten Räumung Tausende Menschen im Gezi-Park ausgeharrt. Weitere Tausende strömten auf den anliegenden Taksim-Platz. Dabei blieb es friedlich.

(dpa/csi/rl/jco)
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