Razzia und Beschlagnahmungen Abhörskandal in Tschechien: Necas in Bedrängnis

Eine angebliche Affäre des Regierungschefs, eine geheime Abhöraktion sowie kiloweise Gold und Bargeld in Millionenhöhe, das bei Razzien beschlagnahmt wird: Die Tschechen stehen fassungslos vor den Ermittlungsergebnissen der Polizei, deren Zusammenhänge aber noch teilweise im Dunkeln bleiben.

 Ministerpräsident Petr Necas (rechts) ist in Bedrängnis geraten.

Ministerpräsident Petr Necas (rechts) ist in Bedrängnis geraten.

Foto: dpa, Matej Divizna

Wegen eines Abhörskandals hat die tschechische Staatsanwaltschaft am Freitag eine enge Mitarbeiterin von Ministerpräsident Petr Necas des Amtsmissbrauchs beschuldigt. Necas' Büroleiterin Jana Nagyova wird vorgeworfen, einen illegalen Lauschangriff auf drei Personen angeordnet zu haben, wie Staatsanwalt Ivo Istvan am Freitag mitteilte. Unter den Abgehörten soll nach einem Bericht der Agentur CTK auch Necas' von ihm getrennt lebende Ehefrau sein.

Tschechische Medien spekulierten am Freitag über eine Affäre zwischen Necas und seiner Kabinettchefin. Der Regierungschef hatte erst diese Woche bestätigt, dass er in Scheidung lebt.

Istvan sagte, neben Nagyova drohten noch sechs weiteren Personen Anklagen, darunter derzeitige und frühere Chefs des militärischen Geheimdienstes sowie zwei Parlamentsabgeordnete. Auch sie stünden unter dem Verdacht des Machtmissbrauchs und der Korruption. Der Militärgeheimdienst soll die Bespitzelung übernommen haben.

Regierungszentrale durchsucht

Am Donnerstag hatte die tschechische Polizei Necas' Regierungszentrale und das Verteidigungsministerium durchsucht und mehrere Personen festgenommen, darunter auch Nagyova. Die Ermittler äußerten sich erstmals am Freitag zu der Razzia. Demnach soll Nagyova aus "rein privaten" Motiven gehandelt haben. Einzelheiten wurden nicht mitgeteilt.

Die Opposition forderte den Rücktritt des Regierungschefs und baldige Neuwahlen. Beides lehnte Necas ab und sprach seiner Büroleiterin das Vertrauen aus. Er habe "keinen Grund zu der Annahme", dass sie etwas Illegales getan habe, sagte er.

Mysteriös blieb zunächst eine weitere Facette des Skandals: Der Chef der Polizeiabteilung für organisierte Kriminalität, Robert Slechta, erklärte, bei den insgesamt 31 Razzien in allen Landesteilen seien gut fünf Millionen Euro an Bargeld und Dutzende Kilogramm pures Gold sichergestellt worden. Er deutete an, dass Nagyova damit ebenfalls in Zusammenhang stehe, nannte aber keine Details.

(ap/rl)
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