Entführter deutscher Frachter Reederei feuert Kapitän der "Hansa Stavanger"

Hamburg (RPO). Der Kapitän des monatelang von somalischen Piraten entführten deutschen Frachters "Hansa Stavanger", Krzysztof Kotiuk, hat jetzt seinen Job verloren. Die Hamburger Reederei Leonhardt & Blumberg habe dem 60-Jährigen gekündigt, teilte das Schifffahrtsunternehmen am Dienstag in der Hansestadt mit.

2009: Deutsche Schiffe im Visier der Piraten
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Foto: AFP

Die Reederei, deren Führung der Kapitän nach dem Ende des Geiseldramas am Horn von Afrika öffentlich scharf kritisiert hatte, gab als Begründung für die Kündigung die aktuelle Krise in der Seeschifffahrt an. "In der gegenwärtigen Schifffahrtskrise ist die Hälfte unserer deutschflaggigen Schiffe beschäftigungslos. Daher müssen wir leider einigen deutschen Kapitänen kündigen", sagte eine Reedereisprecherin.

Weiter teilte das Unternehmen mit, arbeitsrechtliche Grundsätze erforderten es, dass die Reederei sich von den zuletzt eingestellten Kapitänen als erstes wieder trenne. Da Kapitän Kotiuk mit seinem Eintritt in die Reederei im Sommer 2008 der dienstjüngste deutsche Kapitän sei, habe das Unternehmen das Anstellungsverhältnis gekündigt, hieß es dazu.

Kotiuk: "Das ist eine Sauerei"

Der 60-Jährige selbst sagte der "Hamburger Morgenpost", er "empfinde das als Sauerei!". Dem Blatt zufolge will der Kapitän der "Hansa Stavanger" nun seinen bisherigen Arbeitgeber auf Schadenersatz verklagen. "Die Piraten haben auf meine Kabine gefeuert, da ist alles ausgebrannt. Fast alles, was ich an persönlichem Besitz bei mir hatte, ist weg. Dafür muss jemand aufkommen", sagte der 60-Jährige. Der Streitwert liege bei rund 14.500 Euro. Parallel sucht Kotiuk einen neuen Arbeitgeber.

Der deutsche Frachter mit Kotiuk und weiteren 23 Mann Besatzung war am 4. April rund 400 Seemeilen östlich von Mombasa von somalischen Piraten gekapert worden. Am 3. August war das Schiff wieder freigekommen. Medienberichten zufolge erhielten die Seeräuber 2,75 Millionen Dollar Lösegeld. Kotiuk soll während der Entführung an Bord mehrfach scheinhingerichtet worden sein. Der Kapitän hatte nach seiner Freilassung der Reederei vorgeworfen, zwei Monate lang "zäh verhandelt" und dadurch die Freilassung verzögert zu haben.

(DDP/felt)
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