Kölner Landgericht Prozess um totes Baby auf Toilette: Mutter schweigt

Köln (rpo). Eine 22-jährige Frau steht ab heute vor dem Kölner Landgericht, weil sie ihr neugeborenes Kind sterben gelassen haben soll. Sie soll es in der Damentoilette eines Kölner Cafés zur Welt gebracht und es lebendig in einen Abfalleimer gestopft haben. Zum Auftakt des Prozesses verweigert die Mutter jegliche Aussage.

"Meine Mandantin wird schweigen", erklärte ihr Anwalt am Dienstag auf Nachfragen des Richters. Die 22-jährige Verena P. muss sich wegen Totschlags vor dem Schwurgericht verantworten. Sie soll das Kind unmittelbar nach der Geburt auf der Damentoilette des Cafés in einen Mülleimer gepresst und mit Papiertüchern zugedeckt haben. "Sie wollte das Baby auf diese Art und Weise entsorgen", heißt es in der Anklageschrift. Später wurde der Säugling tot von einer Putzfrau entdeckt.

Am ersten Prozesstag wurden mehrere Frauen gehört, die gemeinsam mit der jungen Frau von Rommerskirchen (Rhein-Kreis Neuss) mit der Bahn zu einem Weihnachtsbummel nach Köln gefahren waren. Eine Zeugin sagte, ihrer Freundin sei schon auf der Hinfahrt schlecht gewesen. Im Café habe die Frau umgehend die Toilette aufgesucht.

Als sie von dort nicht zurückkehrte, hätten immer wieder Frauen aus der Gruppe nachgefragt, ob alles in Ordnung sei. Sie habe geantwortet, es sei alles klar. Nach einer Dreiviertelstunde sei sie zurückgekehrt und habe einen Bekannten angerufen. Er sollte sie in Köln abholen, weil sie sich schlapp fühlte. Erst im Nachhinein hätten die anderen Frauen aus der Gruppe von der Geburt erfahren.

Geständnis nach Festnahme

Bei Polizei und Staatsanwaltschaft hatte Verena P. nach ihrer Festnahme ein Geständnis abgelegt. Dies allerdings hält die Verteidigung für nicht verwertbar, weil sich die Frau ihrer Ansicht nach in einem "Ausnahmezustand" befand. Außerdem sei unklar, ob das Kind nicht schon bei der Geburt tot gewesen sei. Die Rechtsmediziner seien sich in dieser Frage nicht einig.

Inzwischen hat das tote Baby auch einen Namen. Als "Dominik" wurde es auf einem Friedhof bei Grevenbroich (Rhein-Kreis Neuss) beerdigt. Die Angeklagte hat noch zwei weitere Kinder. Sie leben derzeit bei den Großeltern.

Verena P. sitzt seit acht Monaten in Untersuchungshaft. Bei einer Verurteilung wegen Totschlags drohen ihr 15 Jahre Haft.

(afp)
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