Studie zum demografischen Wandel Kinderwunsch scheitert oft am Geld

Berlin · Seit Jahren versucht die Politik gegen den demografischen Wandel anzukämpfen. Die Einführung des Elterngeldes, der geplante Ausbau der Kita-Plätze sind zwei Maßnahmen. Doch wirklich geändert hat sich noch nichts in den Geburtenstatistiken. Und ein Grund dafür liegt tatsächlich in der wirtschaftlichen Unsicherheit, wie jetzt eine aktuelle Studie ergibt.

"Kinder zu haben, ist in Deutschland nichts Selbstverständliches mehr", sagt Marie-Luise Lewicki von der Zeitschrift "Eltern", die die Studie beim Forsa-Institut in Auftrag gegeben hat. Denn mehr Frauen und Männer als früher entschieden sich bewusst gegen Kinder. Laut der Studie sind das bei den Männern nur fünf Prozent der Befragten, bei den Frauen aber immerhin elf Prozent.

Doch auch bei der Mehrzahl der Befragten, die sich ihr Leben nicht ohne ein Kind vorstellen können, wird die Entscheidung für ein Kind immer mehr hinausgezögert. Einigen fehlt dazu der passende Partner, aber für 86 Prozent stehen die finanzielle Unsicherheit und die Sorge um den Arbeitsplatz im Vordergrund der Entscheidung.

Frauen verzichten eher auf Kind als Männer

Gerade den finanziellen Aspekten wollte die Regierung mit der Einführung des Elterngelds entgegenkommen. Einkommensverluste während der Elternzeit sollten abgemildert und auch die Männer stärker einbezogen werden, um die alleinige Last von den Schultern der Frauen zu nehmen.

Nach den Ergebnissen der Studie aber scheint die Wahrnehmung bei den potenziellen Vätern und vor allem Müttern eine ganz andere zu sein. Deutlich wird dies auch noch an einer anderen Zahl. So wünschen sich 70 Prozent der Männer Kinder, aber nur 61 Prozent der Frauen.

Das bringt wieder die Frage nach der Vereinbarkeit von Familie und Beruf auf. Das Thema steht schon längst auf der Agenda des politischen Berlins. Doch an der Umsetzung hakt es noch an vielen Stellen. So auch bei der Kinderbetreuung, wie andere Studien immer wieder zeigen. Dass diese ausgebaut werden muss, hat inzwischen auch die Regierung erkannt.

Gute Kinderbetreuung wichtig

Und dass die Betreuungsangebote ein wichtiger Aspekt bei der Familienplanung sind, zeigt auch die aktuelle Forsa-Umfrage. So gaben von den Männern und Frauen, die sich gegen Kinder entschieden haben, 34 Prozent an, dass sie ihre Entscheidung revidieren würden, wenn es eine gute Kinderbetreuung gebe - der sichere Arbeitsplatz liegt mit 33 Prozent noch dahinter.

Doch oberste Priorität hat nach wie vor, dass die möglichen Eltern ihren Kindern etwas bieten wollen. 70,5 Prozent der Befragten erklärten, sie wollten erst eine solide finanzielle Basis schaffen. 58 Prozent dagegen wollen sich beruflich noch verwirklichen - Beruf und Ausbildung genießen Vorrang vor Kindern. Denn die Gesellschaft bewerte Leistungen im Beruf höher als Leistungen in der Familie.

(das/csi/RPO)
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