Brötchen werden teurer In NRW verdorrt die Ernte

(RP). Die Brötchen werden teurer: Durch die extreme Hitze und Trockenheit in den vergangenen Wochen drohen bei vielen Feldfrüchten Ernteausfälle bis 50 Prozent. Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner erwartet steigende Preise bei Lebensmitteln. Die Bauern im Rheinland hoffen auf Regen.

Tipps für leckere Schulbrote
Infos

Tipps für leckere Schulbrote

Infos
Foto: ddp

Wenn Landwirt Wilhelm Matenaer über seine Felder läuft, kann er die Erde knirschen hören, so trocken ist der Boden. "Finanziell wird das ein hartes Jahr für uns", sagt der Bauer aus Bedburg-Hau. 50 Prozent Einbußen erwartet er bei den Kartoffeln, beim Raps könnte es noch mehr sein. Denn die Pflanzen sind empfindlich. Zudem haben Windhosen und Hagel große Schäden angerichtet. 65 Hektar Land bewirtschaftet der Familienbetrieb Matenaer. Schon der harte Winter sei schlecht für die Ernte gewesen. Zu lange blieb es kalt. Dann der Temperaturumschwung auf extreme Trockenheit und die Hitze — "das verkraften die Pflanzen nicht", berichtet der Landwirt.

"Eigentlich hätten wir derzeit prima Erntewetter", sagt Bernhard Rüb von der Landwirtschaftskammer NRW. Dumm nur, dass es bis auf die gerade eingebrachte Gerste derzeit auf den Feldern nichts zu ernten gibt. Und wenn es in ein paar Wochen so weit ist, dürften die Ausfälle dramatisch sein. "Besonders betroffen ist der Niederrhein", sagt Rüb. "Dort gibt es geologisch bedingt viele Flächen mit leichten, sandigen Böden, die das Wasser nicht halten. Da ist der Weizen notreif. Die Pflanze hat ihr Wachstum eingestellt und wird gelb."

Regenfälle der letzten Woche helfen nur oberflächlich

Die heftigen Regengüsse der letzten Woche haben die trockenen Böden nur oberflächlich benetzt. "Bei der augenblicklichen Sonnenintensität haben wir eine Verdunstungsrate von zehn Liter pro Quadratmeter am Tag", sagt Rüb. "Selbst wenn bei einem heftigen Wolkenbruch 20 Liter runterkommen, ist das nach zwei Tagen wieder weg." Zudem können die ausgetrockneten Böden das Wasser nur schlecht aufnehmen. Heftige Güsse schaden sogar dem Boden, weil fruchtbare Krume weggespült wird.

Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) geht angesichts erwarteter Ernteausfälle von steigenden Nahrungsmittelpreisen aus. "Ich denke, in einigen Bereichen kann es durchaus zu Preissteigerungen kommen", sagte sie der "Bild am Sonntag". Es sei denkbar, dass das Preisniveau auch für Grundnahrungsmittel etwas steige. "Die Entwicklung ist drastischer als in den vergangenen Jahren und kann sicherlich Auswirkungen auf den Markt haben", sagte die Ministerin. Der Bäckereiverband hatte bereits angekündigt, dass nun auch die Brötchenpreise steigen müssten. Das aber, so Rüb, könne mit höheren Weizenpreisen allein nicht gerechtfertigt werden: "Der Kostenanteil des Weizens an einem Brötchen beträgt weniger als einen Cent." Da sollten sich Preissteigerungen beim Weizen eigentlich nicht bemerkbar machen.

Matenaer graut es schon vor dem nächsten Gewittersturm. Er fürchtet um den Rest seiner Ernte. Noch versucht er, so viel Ertrag wie möglich zu retten, arbeitet mit Dünger und Bewässerung. Hoffnung setzt Matenaer auf die Zuckerrüben, denn die können auch im August und September noch reifen. Aber weil ein Drittel der Ackerfläche Matenaers nur mit Kartoffeln bepflanzt ist, ist das ein schwacher Trost. "Das Jahr können wir abschreiben", sagt Matenaer. In ihrer Not haben viele Landwirte seit Wochen Bewässerungsanlagen laufen. Damit können sie zwar einen Teil der Ernte retten. Gleichzeitig steigen aber die Kosten.

Den Milchviehbauern verdorrt das Gras

Auch die Milchviehbauern bleiben nicht verschont. Wiesen und Weiden liegen verdorrt in der Sonne. "Wir haben Riesenprobleme", sagt Wilhelm Neu aus Hamminkeln, der 180 Kühe besitzt. "Schon die ersten beiden Schnitte für das Grünfutter waren schlecht. Jetzt ist fraglich, ob es überhaupt einen dritten gibt. Normal wären vier." Zudem kümmert der Mais.

Obstbauern hatten weniger unter der Dürre als vielmehr unter der Hitze zu leiden. Wer es nicht schaffte, seine Erdbeeren oder Kirschen rasch ins Kühlhaus zu schaffen, hatte das Nachsehen. Die Früchte verschimmelten noch im Transportbehälter. Mit Entschädigungszahlungen können die Landwirte nicht rechnen. Wetter-Kapriolen gehören zum Betriebsrisiko.

Was die Landwirte jetzt bräuchten, wäre ein gediegener Landregen über mehrere Tage, gerne aus geschlossener Bewölkung. Doch wie es aussieht, werden die Landwirte darauf noch ein Weilchen warten müssen. Meteomedia sagt mindestens bis Mittwoch noch strahlenden Sonnenschein voraus — ohne auch nur ein Tröpfchen Regen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort