Mettmann Schüler benoten ihre Lehrer

Düsseldorf · Die Internetseite www.spickmich.de wird auch von hiesigen Pennälern rege genutzt. Test der RP ergab: Die Zensuren sind leicht manipulierbar. Das Portal weist erhebliche Sicherheitslücken auf.

METTMANN/ERKRATH/WÜLFRATH Kaum eine Internetseite ist in den letzten Wochen so rasant gewachsen wie www.spickmich.de. 150 000 Schüler haben sich dort angemeldet, um den Spieß herumzudrehen und ihren Lehrern Schulnoten von eins bis sechs zu verpassen. Aufgrund der Klage einer Lehrerin aus Moers, die durch ihre Benotung in den Punkten sexy oder hässlich ihre Persönlichkeitsrechte verletzt sah, geriet das Portal in die Schlagzeilen.

Jeder kann jeden bewerten

Die Rheinische Post hat nachgeprüft, wie Mettmanner, Erkrather und Wülfrather Schüler ihre Lehrer benoten und hielt innerhalb von einer halben Stunde mehr als ein Dutzend so genannter „Zeugnisse“ in den Händen. Nur die eigenen Schüler einer Schule dürfen ihre Lehrer benoten. Doch ob man Schüler des Mettmanner Heinrich-Heine-Gymnasiums oder der Hochdahler Realschule ist, wird nicht kontrolliert. Offensichtlich gibt es erhebliche Sicherheitslücken und auch große Manipulationsmöglichkeiten.

Es reicht eine beliebige E-Mail-Adresse und ein beliebiger Name – schon kann die Benotung der vermeintlich eigenen Lehrer losgehen. So ist es kein Problem vom Schreibtisch der RP-Redaktion aus etwa dem Schulleiter des Hochdahler Gymnasiums eine Note für sein Aussehen zu verleihen. Ebenso kann eigentlich jeder , der einen Internetzugang besitzt, beurteilen, ob er das Gefühl hatte, in seinem Unterricht etwas zu lernen, oder ob der Lehrer Noten „ausgewürfelt“ hat. Jede „Bewertung“ fließt in eine Gesamtnote des Lehrers ein, die mehr oder weniger öffentlich auf der Internetseite steht.

Herr Wunderlich in Astronomie

Dabei spielt es keine Rolle, ob ein Lehrer von nur drei – im Zweifelsfall gar nicht existierenden Schülern – bewertet wurde. Wer möchte, kann einen Lehrer benoten, den es gar nicht gibt. So trug die RP mühelos einen Herrn Wunderlich als Astronomie-Lehrer am HHG ein, der nun bewertet werden kann. Herrn Wunderlich gibt es aber ebenso wenig wie das Unterrichtsfach Astronomie am HHG. Im Schnitt hat kein Lehrer an Schulen in Mettmann, Erkrath oder Wülfrath mehr als zehn Bewertungen erhalten. Daraus lassen sich keine Rückschlüsse auf die Lehrer ziehen.

Die Betreiber der Webseite sind Kölner Studenten. Mitinitiator Tino Keller behauptet: „Mit der Notenvergabe schaffen wir eine bislang nicht dagewesene Transparenz“. Bundesweit seien schon mehr als 100 000 Lehrer benotet worden. erDie erfahre von Eltern und Lehrern „positives Feedback“.

(RP)
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