Leichlingen Tödlicher Unfall L294: Debatte um Rüstwagen

Leichlingen · Der Leichlinger CDU-Ratsherr Dominique Rondé hat die Mehrheitsentscheidung des Stadtrates gegen die Anschaffung eines rund 400 000 Euro teuren Rüstwagens für die Freiwillige Feuerwehr Leichlingen verteidigt.

Zwei Tote bei Unfall auf der L294
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Zwei Tote bei Unfall auf der L294

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Er halte sie auch nach dem schweren Unfall mit zwei Todesopfern am vergangenen Dienstag auf der Landstraße 294 für vertretbar, sagte Rondé gestern im Telefonat mit unserer Zeitung.

"Denn die Anschaffung der leistungsfähigen hydraulischen Rettungsscheren, die bei diesem Einsatz benötigt wurden, um die Verunglückten aus ihren Autos zu befreien, hat der Rat mehrheitlich genehmigt", betonte Rondé. Dass es im aktuellen Etat eine entsprechende Haushaltsstelle gibt, hatte Stadtkämmerer Horst Wende am Donnerstag gegenüber unserer Zeitung bestätigt.

Im Zusammenhang mit dem Unfall war die Frage aufgekommen, ob die Opfer hätten gerettet werden können, wenn die Freiwillige Feuerwehr Leichlingen über einen eigenen Rüstwagen mit modernem technischen Gerät verfügen würde (Ein solcher Wagen muss zurzeit aus Burscheid angefordert werden). Der Stellvertretende Feuerwehrchef Ronald Hillbrenner hatte dies ausdrücklich verneint, wohl aber die Ansicht vertreten, dass der Kauf eines eigenen Rüstwagens für Leichlingen grundsätzlich sinnvoll sei.

Dieser Ansicht ist eine Mehrheit der Politiker im Stadtrat nicht. Und Rondé wehrte sich gegen "die Unterstellung, dass wir uns nicht informieren würden". Er habe sich zwei Stunden ausführlich mit Stadtbrandmeister Horst Schmidtberg über die Thematik unterhalten und sich außerdem ausdrücklich dafür eingesetzt, dass die Feuerwehr bei der entscheidenden Ratssitzung zu Wort kommen konnte.

Auch in Feuerwehrfachkreisen ist nach Informationen unserer Zeitung umstritten, ob Leichlingen den teuren Rüstwagen wirklich braucht. Es sei durchaus denkbar, vorhandene Fahrzeuge mit modernem und leistungsfähigem Gerät nachzurüsten, urteilt ein Insider (Name ist der Redaktion bekannt).

Die von der Feuerwehr geführte Diskussion um die schnelle Hilfe lasse sich aus der Vorgehensweise bei Verkehrsunfällen nicht herleiten. Bis die Feuerwehr eine Arbeits- oder Rettungsöffnung schaffen müsse, sei sie in der Regel mehr als zehn Minuten am Einsatzort, erklärt der Fachmann.

Opfer, die in der Zeit zwischen Eintreffen der Feuerwehr und dem Befreien aus der Einklemmung sterben, hätten meist schwere innere Blutungen, die durch das Eingeklemmt-Sein etwas komprimiert würden; das heißt, die Blutung werde etwas verlangsamt. Befreie man diese Patienten ohne anwesenden Notarzt, könnte die innere Verletzung weiter vor sich hin bluten; die Verunglückten würden binnen weniger Minuten sterben. "Die Anschaffung eines Rüstwagens darf nicht suggerieren, dass ab sofort niemand mehr in seinem Fahrzeug stirbt", urteilt der Insider.

Aus seiner Sicht sprechen noch weitere Gründe eher gegen den Kauf des Rüstwagens. Der Wagen beinhalte viele Gerätschaften, die turnusmäßig überprüft werden müssten. Dies produziere Folgekosten. Zudem müsse für das Fahrzeug ein neuer Stellplatz gebaut werden — auch dies verursache wieder Kosten. Und: "Um Leichlingen herum existieren vier Feuerwehren mit Rüstwagen, davon sind drei Fahrzeuge mit hauptamtlichem Personal besetzt und somit schnell verfügbar."

Ein weiterer Punkt: Innerhalb der Norm für Feuerwehrfahrzeuge gebe es eine Alternative zum Rüstwagen — das Fahrzeug HLF 20/16. Der Leichlinger Löschzug II müsse in naher Zukunft sein Tanklöschfahrzeug aus Altersgründen ersetzen. Es könnte gegen ein HLF 20/16, mit entsprechender Modifizierung, getauscht werden, findet der Experte.

(RP)
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