Duisburg Die Treppen im Rang müssen weg

Duisburg · Der Rechnungsprüfungsausschuss befasst sich am kommenden Dienstag wieder mit dem Thema Mercatorhalle.

Die Duisburger werden sich wohl noch eine ganze Weile gedulden müssen, bis sie wieder in der Mercatorhalle tagen und feiern können. In seiner Sitzung am kommenden Dienstag wird der Rechnungsprüfungsausschuss sich ein weiteres Mal der Baupleite und der Brandschutzmängel annehmen. Mit den Sanierungsarbeiten wird frühestens im kommenden Jahr begonnen.

Seit August 2012 sind die Türen des Großen Saals und der Nebenräume für die Öffentlichkeit abgeschlossen. Bis zu 50 Prozent seiner Kapazitäten hat das Rechnungsprüfungsamt nach eigenem Bekunden bislang auf die Aufarbeitung der Pleite verwenden müssen. Festzustellen, welche städtischen Mitarbeiter und welche bauausführenden Firmen möglicherweise mit krimineller Energie beim Bau zu Werke gegangen sind, ist nun Aufgabe der Staatsanwaltschaft, die ihre Ermittlungen noch nicht abgeschlossen hat.

Das Rechnungsprüfungsamt wird (wenn sich keine neuen sachlich begründeten Zwänge ergeben) seine Arbeit jetzt nicht länger auf die Aufarbeitung der Vergangenheit, sondern auf die anstehende Sanierung konzentrieren. Bekanntlich steht unter anderem der später fristlos gekündigte städtische Mitarbeiter unter dem Verdacht der Korruption und Bestechlichkeit, der als Leiter für das Projekt zuständig war. So soll er allein durch falsche Rechnungen rund zwei Millionen Euro städtischer Gelder veruntreut haben. Wie hoch die Schadensumme insgesamt ist, wird wohl erst feststehen, wenn sämtliche Mängel beseitig worden sind. Erste Schätzungen müssen allerdings so hoch gewesen sein, dass zwischenzeitlich angedacht wurde, den Großen Saal zurückzubauen, sprich in den Rohbauzustand zurückzuversetzen. So wird es laut Aussagen des Rechnungsprüfungsamtes wohl notwendig sein, "wegen unzulässiger Ausführung der Treppenstufen" den Rang komplett abzutragen und zu sanieren, Weiterhin müssen Teile der Obermaschinerie aufgrund statischer Mängel anders verankert werden. Zudem sind jede Menge Fehler beim Brandschutz im Großen Saal zu beseitigen. Das Rechtsamt der Stadt bereitet bereits Schadensersatzprozesse gegen drei Fachplaner und zwei Baufirmen vor.

Fest scheint zu stehen, dass die Probleme nicht allein durch mangelhafte Ausführung entstanden sind. Es gab wohl auch fehlerhafte Planungen. Damals tätige Brandschutzsachverständige und Fachplaner müssten sich in diesem Fall über das genehmigte Brandschutzkonzept wissentlich hinweggesetzt haben. Es sollen sogar Gefälligkeitsgutachten erstellt worden sein – ohne dass daraus einer der Beteiligten (finanzielle) Vorteile gezogen hat. Planer, Sachverständige und der städtische Projektleiter hätten aber davon ausgehen müssen, dass der Schwindel irgendwann auffliegt. Selbst beim Auswechseln von Glühbirnen wäre die eine oder andere Schummelei schon aufgefallen. Die Beteiligten hätten das wohl in Kauf genommen, nehmen die Rechnungsprüfer an.

Weil inzwischen deutlich geworden ist, dass die Brandschutzprobleme nicht allein auf Fehler bei der Ausführung, sondern auch auf Mängel bei der Planung zurückzuführen sind, kamen inzwischen so viele Zweifel an der Kompetenz des damals zuständigen Brandschutzsachverständigen auf, dass die Gebäude-Eigentümerin (die CityPalais Duisburg GmbH mit ihrem Hauptanteilseigner Hannover Leasing) ein neues Brandschutzkonzept hat erstellen lassen. Danach sind auch Nachbesserungen notwendig, die nach Ansicht der Stadt vom Eigentümer bezahlt werden müssten – wozu der allerdings nicht unbedingt bereit ist.

(RP)
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