Hermes-Papierfabrik Strom zu teuer: Firma insolvent

Düsseldorf · Papierhersteller Hermes ist Opfer der hohen Energiekosten. Die Stadtwerke haben dem Betrieb Strom und Dampf abgestellt. Der Energieversorger fordert mehrere Millionen Euro. 100 Mitarbeiter bangen um ihre Jobs.

Papierfabrik in Bilk brennt nieder
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Am Freitag war endgültig Schluss. Die Stadtwerke drehten der Papierfabrik Hermes im Hafen den Strom und den Dampf ab. Nach 97 Jahren endete in dem Düsseldorfer Traditionsunternehmen die Produktion. Die rund 100 Mitarbeiter sollen nach RP-Informationen direkt danach nach Hause geschickt worden sein.

Vor allem die rasant gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten seien für das Ende verantwortlich gewesen und hätten gestern die Geschäftsführung den Insolvenzantrag beim Amtsgericht Düsseldorf stellen lassen, heißt es in einer Erklärung. Hermes-Geschäftsführer Carsten Lemke erklärte, es bestehe Hoffnung, dass der Insolvenzverwalter Arbeitsplätze bei Hermes retten könne.

Der Hersteller von Druck- und Kopierpapier an der Fringsstraße gehörte seit 2001 zur Curtis Gruppe. Seitdem war versucht worden, das Unternehmen durch Umstrukturierungen fit zu machen. Doch die stark gestiegenen Energiekosten machten dem Unternehmen zu schaffen. Bereits 2003 hatte die Geschäftsführung deshalb in Gesprächen versucht, die Einkaufspreise für Energie zu senken und effizienter zu werden. "Letztendlich konnte das Unternehmen aber weder die horrenden Energiepreise stemmen, noch erhielt es ausreichend Zugriff auf Fremdkapital", sagte der Vorstandsvorsitzende von Curtis, Ingo Hafner, gestern.

An der Zahlungsunfähigkeit seien auch die Stadtwerke Schuld, legte Lemke gestern nach: "Die mangelnde Bereitschaft unseres Energieversorgers, einem traditionsreichen Düsseldorfer Papierhersteller auch in Zukunft Energie zu kalkulierbaren und stabilen Preisen zur Verfügung zu stellen, hat potenzielle neue Eigentümer letztlich abgeschreckt."

Die Stadtwerke wehren sich gegen den Vorwurf: "Es ist natürlich sehr bedauerlich, dass Hermes Insolvenz beantragen musste, aber wir mussten jetzt die Reißleine ziehen", sagt Stadtwerke-Sprecher Juan Cava Marin. Seit Jahrzehnten liefern die Stadtwerke Strom an Hermes, seit 1998 auch Dampf. "Eine gute Zusammenarbeit, bei der beide profitiert haben." So ist 1998 ein eigenes Kraftwerk auf dem Hermes-Gelände gebaut worden, um Effizienzsteigerungen zu erreichen.

Doch seit 2003 verhandelten der Energieversorger und die Hermes-Leitung über preiswertere Tarife und bessere Konditionen. Doch es half nicht: "Es ging einfach nicht mehr. Wir mussten schließlich die Energie teurer einkaufen als wir sie an Hermes verkauften", sagt Cava Marin. Auch Hermes klagte, dass sich die Energiekosten seit 2004 verdoppelt und seit Januar 2007 um 40 Prozent erhöht hätten. Nach RP-Informationen hat Hermes bei den Stadtwerken Schulden von mehreren Millionen Euro.

Die Stadtwerke liefern laut Cava Marin seit Freitag keine Energie mehr für die Produktion. Nur die technische Notversorgung bleibt aufrecht erhalten. Der gestern bestellte Insolvenzverwalter, Rechtsanwalt Georg Kreplin, hat aber "alle notwendigen Maßnahmen zur uneingeschränkten Aufrechterhaltung und Fortführung des Geschäftsbetriebs eingeleitet."

(RP)
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