Schützen-Chef Inden im Interview "Die Schützen zeigen mehr Präsenz"
Düsseldorf · Lothar Inden ist Chef des Sankt Sebastianus Schützenvereins Düsseldorf 1316, dem Veranstalter der Größten Kirmes am Rhein. Diesmal wurden Investitur und Großer Zapfenstreich erstmals auf einen Tag, auf den Samstag, gelegt. Damit will Inden diesen Festzug aufwerten.
Herr Inden, vor einigen Tagen ist auf dem Kirmesgelände beim Aufbau der Strom ausgefallen. Was ist, wenn das während des Betriebs passiert?
Inden Da blieb mir natürlich fast das Herz stehen, als ich das hörte. Aber zunächst muss man festhalten, dass es sich dabei um höhere Gewalt handelt und wir als Veranstalter nichts dafür können, wenn so etwas passiert. Während des Betriebs wäre das eine Katastrophe, in erster Linie für die Schausteller mit ihren Fahrgeschäften, aber auch für die Gastronomen, denen ohne Kühlung die Ware verdirbt.
Wäre Schadenersatz fällig?
Inden Wenn nachgewiesen wäre, dass ein Verschulden Dritter vorliegt, könnten die Geschädigten mit Sicherheit Forderungen stellen.
Die Kirmes ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Stadt. Was bei dem ganzen Rummel leicht vergessen wird: Es geht dabei vor allem um Brauchtum. Was ist der Hintergrund?
Inden Der Sankt Sebastianus Schützenverein Düsseldorf 1316 ist seit langer Zeit Veranstalter dieses Ereignisses. Dieses Jahr zum 108. Mal. Als Ehrenamtler machen wir das mit großem Fleiß und Einsatz. Andere Städte wie München müssen das selbst organisieren. Ich glaube, wir sind bundesweit die Einzigen, die das in dieser Größenordnung alleine bewältigen.
Was waren die Anfänge der Kirmes?
Inden Der Ursprung war das Kirchweihfest für St. Apollinaris, den Schutzpatron Düsseldorfs. Zum Patronatsfest werden die Gebeine des Heiligen durch die Altstadt getragen. Für uns Schützen ist das ein Pflichttermin.
Welchen Stellenwert hat das Sommerbrauchtum in Düsseldorf?
Inden Einen sehr hohen. Wir haben in der Stadt fast 15000 aktive Schützen. Das spricht für sich. In den Stadtteilen sind wir mit Schützenfesten fest verankert. Auch wenn es vereinzelt Probleme gibt.
In manchen Stadtteilen ist es sogar schwierig, einen Schützenkönig zu finden.Woran liegt das?
Inden Das liegt an den Strukturen. In manchen Vierteln funktioniert es sehr gut, in anderen, meist sozial schwachen Stadtteilen, entwickeln sich die Mitgliederzahlen schlecht und haben die Vereine Schwierigkeiten, Schausteller zu den Festen zu locken. Dort muss man über neue Strukturen nachdenken.
Gemeinsame Schützenfeste?
Inden Zum Beispiel. Bei 1316 gibt es auch fünf Gesellschaften, nämlich die Grenadiere, die seit zehn Jahren im Radschlägersaal einen gemeinsamen Krönungsball veranstalten.
Wie sieht's denn generell mit dem Nachwuchs aus?
Inden Wir dürfen uns nicht beklagen, die Zahl der Mitglieder ist immerhin konstant. Das liegt daran, dass die Mitgliedschaft von Generation zu Generation weitergegeben wird. Das sieht man ja bei den Festzügen, wenn die Kleinsten an der Hand des Vaters mitmarschieren - und bei manchem nur die Ohren den zu großen Zylinder halten.
Sie haben in diesem Jahr den Ablauf geändert: Die Investitur mit dem Festzug durch die Altstadt ist nicht am Montag, sondern wurde auf dem Samstag vor den Großen Zapfenstreich am Rathaus gelegt. Weshalb?
Inden Wir wollten den Samstagsfestzug, der bei den Bürgern stets auf große Begeisterung stieß, aufwerten. Bis dato gab es samstags keine Pferde und Blumenhörner im Zug. Zudem hatten wir am Montag weniger Zuschauer, weil viele arbeiten müssen. Jetzt zeigen die Schützen mehr Präsenz in der Altstadt. Die neue Regelung stieß an der Basis des Vereins auf überwältigende Zustimmung, mehr als 90 Prozent waren dafür. Es kam ja vielen entgegen: Manche hatten Probleme, am Montag frei zu bekommen, andere wollten da schon ihren Urlaub antreten. Außerdem spart es Geld. So müssen wir die Musikkapellen und die Pferde nur zwei Tage mieten.
Diesmal wird Dirk Elbers (CDU) als Erster Bürgermeister die Kirmes um 14 Uhr im Schützenfestzelt eröffnen...
Inden ... mit Freibier für alle ...
Ist Elbers bei Ihnen Mitglied?
Inden Nein. Würde er aber OB, könnte er qua Amt Ehrenmitglied werden. Joachim Erwin war übrigens bereits aktives Mitglied der Gesellschaft Reserve, bevor er OB wurde.
Ist die rot-grüne OB-Kandidatin Karin Kortmann Mitglied?
Inden Nein.
Wichtig für die Kirmes ist das Wetter. Wie viele Kerzen haben Sie dafür in St. Lambertus schon angezündet?
Inden Ganz ehrlich? Noch gar keine. Ich arbeite ja im Schatten des Kölner Doms und erledige es dort. Damit trage ich auch etwas zur Völkerverständigung zwischen Köln und Düsseldorf bei.
Was ist das ideale Kirmes-Wetter?
Inden 22 Grad, etwas bewölkt, trocken und eine leichte Brise - dann bleiben die Blumenhörner frisch und die Schützen auch.
Zum Schluss eine ganz praktische Frage: Wie bringt man Schützensilber am besten zum Glänzen? Oder sind dafür die Frauen zuständig?
Inden Unsere Damen sind schon darum bemüht, dass ihre Gatten gut aussehen. Ich bin in der glücklichen Situation, dass meine Chefkette erst vor einem Jahr von Profis saniert und poliert worden ist.
