Voerde Romantische Violinen zum Träumen

Voerde · John Lambos und Ludger Höffkes begeistern im Neujahrskonzert des Fördervereins Kirchenmusik in Sankt Paulus Voerde.

 Das Publikum lauschte ergriffen den Darbietungen der beiden Musiker.

Das Publikum lauschte ergriffen den Darbietungen der beiden Musiker.

Foto: Heinz Kunkel

Ein Neujahrskonzert mit einem internationalen Solisten in der eigenen Gemeinde, so etwas lässt man sich nicht entgehen. Und entsprechen voll war es am späten Sonntagnachmittag in der Sankt-Paulus-Kirche in Voerde, als der Förderkreis Kirchenmusik zum ersten Mal zu einem solchen musikalischen Jahresbeginn eingeladen hatte. John Lambos ließ Liebhaber romantischer Violinenmusik ins Träumen kommen, begleitet wurde der griechische Geiger mit Lehrauftrag am Konservatorium von Athen von Ludger Höffkes an der Orgel. Die beiden Musiker kennen sich aus der Zeit, als der an den Musikhochschulen in Athen und Düsseldorf ausgebildete Lambos in Duisburg tätig war.

"Ein bisschen Weihnachten ist auch noch dabei", verriet Ludger Höffkes zu Beginn des Konzertes all denen, die keinen Programmzettel mehr ergattert hatten - die Besucherzahl übertraf die optimistischste Schätzung der Organisatoren.

Höffkes lässt die Orgel in einem komplexen Satz über den Luther-Choral "Vom Himmel hoch da komm ich her" aufbrausen, das darauf folgende "In dulci jubilo" quillt geradezu über voll phantasievoller Verzierungen und Umspielungen der mittelalterlichen Melodie.

Pfeifen und Dröhnen darf auch das ganze gewaltige Orgelwerk in den "Desseins Èternels" aus "La Nativité du Seigneur", der "Geburt des Herrn" von Olivier Massiaen. Denn in den anderen Stücken ist von der Orgel Zurückhaltung gefragt: der Violine von John Lambos kommt der tragende Part zu. Lambos verleiht mit seinem Vibrato-Stil dem Instrument eine klangliche Fülle, die von der Akustik der Kirche noch weiter entfaltet wird. Das mag für die barocken Klänge der Sonate Nr. 5 D-Dur für Violine und Orgel von Georg Friedrich Händel ein wenig viel des Guten sein. Aber schon die Sicilienne für Violine und Orgel von Marie Therese Paradis (1759 - 1824) ist Genuss pur. Zu Paradis' Wiener Fans gehörte nicht nur Mozart, aber was gerade ihn an den Kompositionen der Sängerin, Pianistin und Musikpädagogin so begeistert haben muss, steckt in diesem kleinen Satz: eine hinreißende Melodie in Moll, die Emotionalität und Eleganz zugleich ausdrückt über harmonische Wendungen voller Überraschungen. Für Georg Kasassoglou (1908 - 1984) war die Epoche der Romantik noch nicht eine uneinholbare Vergangenheit, als er das Werk für Violine solo schrieb, mit dem Lambos am Sonntag Ton und Virtuosität am vollendetsten zur Entfaltung brachte. Eine Entdeckung in einem Programm, in dem auch die populäre Méditation aus "Thais" von Massenet nicht fehlen durfte.

Es blieb romantisch. Der Schweizer Autodidakt Joachim Raff wurde von Mendelssohn und Liszt gefördert. Und Josef Rheinberger (1839 - 1901) war zwar ein großer Verfechter der Klassik, aber sein Thema und Variationen op. 150/ 1 in a-moll lassen an der zeitlichen Verwurzelung des Komponisten in der Spätromantik keinen Zweifel. Sekunden der Stille bis der Applaus aufbrandet. Was für ein wunderbarer Einstieg in das Konzertjahr.

(RP)
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