Voerde K.o.-Kriterium fürs Ehrenamt

Voerde · Der Voerder Personalrat verlangt, dass freie Verwaltungsstellen durch Verwaltungsmitarbeiter besetzt werden und nicht durch Ehrenämtler. Die CDU-Fraktion warnt vor schädlichen Auswirkungen auf Sport, Bäder, Kultur, Büchereien.

 Bei der Gründung ahnten sie noch nichts vom Gegenwind aus dem Personalrat: die ersten Mitglieder des Fördervereins Bücherei Friedrichsfeld mit dem Vorsitzenden Rainer Förster (3. von links).

Bei der Gründung ahnten sie noch nichts vom Gegenwind aus dem Personalrat: die ersten Mitglieder des Fördervereins Bücherei Friedrichsfeld mit dem Vorsitzenden Rainer Förster (3. von links).

Foto: martin büttner

Der Personalrat der Stadtverwaltung vertritt die Interessen der Mitarbeiter im öffentlichen Dienst. Das Vorhaben, freiwerdende Verwaltungsstellen in den Büchereien Friedrichsfeld und Voerde aus Spargründen künftig mit Ehrenamtlern zu besetzen, bedeutet für den Personalrat nichts anders als Privatisierung. Dagegen geht er vor und arbeitet zurzeit mit der Gewerkschaft Verdi an einer gemeinsamen Stellungnahme. Erstes Ergebnis: Freiwillige aus den Reihen des Fördervereins Bücherei Friedrichsfeld dürfen in diesem Monat keine Vertretungsdienste für Verwaltungsmitarbeiter übernehmen, weshalb die Bibliothek zeitweilig geschlossen bleibt.

Die CDU-Fraktion sieht darin einen besorgniserregenden Präzedenzfall, befürchtet gefährliche Auswirkungen für die gesamte Stadt – neben den Büchereien insbesondere auch auf Kultur, Sport und Schwimmbäder.

"Die Büchereien sind doch nur der erste Aufschlag. Wir werden in Zukunft in vielen Bereichen auf Ehrenamtler angewiesen sein, weil die Stadt sich vieles nicht mehr leisten kann", sagte CDU-Fraktionschef Hans-Dieter Langenfurth der RP, "wenn wir also jetzt die Möglichkeiten des Ehrenamts nicht konsequent nutzen, bekommen wir in Voerde ein Riesenproblem." Den Personalrat ruft er auf, seine Grundsatzhaltung aufzugeben und stattdessen seine "Verantwortung für das große Ganze" wahrzunehmen.

Für den Personalrat erläuterte gestern die stellvertretende Vorsitzende Vanessa Rohm auf RP-Anfrage: "Es geht uns nur darum, Arbeitsplätze in der Verwaltung zu erhalten, statt sie zu privatisieren. Gegen das Ehrenamt haben wir grundsätzlich nichts." Die Ausleihe müsse Aufgabe der Stadtverwaltung bleiben. Die Fördervereine der Büchereien könnten sich aus Sicht des Personalrats aber sehr gerne auf andere Weise einbringen, etwa durch kulturelle Angebote in den Bibliotheken oder Vorlese-Aktionen für Kinder. Laut Vanessa Rohm sind dem Personalrat die Sparvorschriften des Landrats für Voerde, deretwegen die Stadt auch beim Personal streng sparen muss, sehr wohl bewusst. Doch will man offensichtlich Widerstand leisten.

Voerdes Erster Beigeordneter Wilfried Limke betonte: "Wenn Kernaufgaben der Verwaltung nach außen gegeben werden sollen, ist es selbstverständlich Aufgabe des Personalrats, darauf zu gucken. Denn es hat ja einen Anstrich von Privatisierung." Der Personalrat war Limke zufolge von Anfang an über den Plan der Stadt informiert, Bürger ehrenamtlich für Aufgaben in den Büchereien Voerde und Friedrichsfeld zu gewinnen. Und der Personalrat habe sofort seine Vorbehalte dagegen geäußert. Die Stadt habe sich davon aber nicht von ihrer Idee abbringen lassen, sondern trotzdem Ehrenamtler gesucht, um mit ihnen ein tragfähiges Modell zu erstellen. Die Rahmenbedingungen für dieses Modell würden nun festgelegt.

Zu dem Zweck fand gestern Morgen ein erstes Gespräch zwischen der Stadtverwaltung und dem Förderverein Bücherei Friedrichsfeld statt. Daran nahm auch der Vorsitzende des Vereins, Rainer Förster, teil. Für nennenswerte Resultate müssten weitere Gespräche geführt werden, sagte er. Überrascht zeigte sich Förster davon, wie früh die Stadt vom Widerstand des Personalrats wusste. "Uns war davon nichts bekannt", sagte er der RP. Den Verdacht, dass jemand im Rathaus seine Hausaufgaben nicht gemacht habe und daraus nun die Probleme erwüchsen, hege er allerdings schon länger.

(RP)
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