Unsere Woche Dinslakens Bürgermeister hat eine Chance vertan

Dinslaken · Warum Dr. Michael Heidinger einen schweren Fehler seiner Vorgängerin einfach fortschreibt und dabei das Interesse der Hiesfelder über das aller Dinslakener stellt.

Es wäre eine elegante Lösung gewesen. Aber Eleganz ist nicht das Ding von Bürgermeister Dr. Michael Heidinger. Er gibt halt gern den großen Zampano, der die Dinge höchstselbst richtet - notfalls auch wider jedwede Vernunft.

So ist es jetzt beim Bäderkonzept zu beobachten. Der Bürgermeister hat den Hiesfeldern in seinem Wahlprogramm versprochen, dass sie ihr Freibad behalten. Nun ist es ja prinzipiell durchaus ehrenwert, wenn jemand mit aller Macht versucht, seine Wahlversprechen einzuhalten, es kann aber auch mächtig nach hinten losgehen, nämlich dann, wenn sich Versprechen und Fakten nicht in Einklang bringen lassen. Die Erfahrungen macht - mal so am Rande bemerkt - gerade ein gewisser Herr Trump jenseits des Großen Teichs.

In Dinslaken reden wir zwar nur von einem vergleichsweise kleinen Teich, dennoch hat die Causa das Zeug sich zu einem Desaster für den Bürgermeister zu entwickeln. Schon das Versprechen, das der Bürgermeister abgegeben hat, war angesichts der Vorgeschichte ein Fehler. Es war falsch, in eine neues Umkleidegebäude in Hiesfeld zu investieren, weil schon damals klar war, dass es nur eine Frage der Zeit sein würde, wann die marode Technik des Bades dort ihren Geist aufgeben würde. Es war falsch, das alte Volksparkbad durch ein unterdimensioniertes DINamare zu ersetzen und dabei dort dann auch mal eben ein funktionstüchtiges 50-Meter-Freibadbecken einzuebnen, statt das DINamare gleich zu einem Schwimmzentrum für alle Dinslakener auszubauen und das Hiesfelder Bad zu schließen. Diesen Fehler hat zwar Heidingers Vorgängerin zu verantworten, doch der Amtsinhaber nutzt die Gelegenheit, das Problem zu lösen, nicht und hat nichts Besseres zu tun, als den alten Fehler ungerührt fortzuschreiben. Er hat's nunmal versprochen.

Und dann demonstriert er bei der Gelegenheit auch noch in unschöner Offenheit, dass ihm, wenn es um die Hiesfelder geht, die Interessen der Restdinslakener ziemlich schnurz sind. Das Gespräch mit den Schwimmvereinen etwa lässt er seine Sportdezernentin führen, während er im Frei-badverein den - siehe oben - großen Zampano gibt. Am Dienstag dieser Woche hätte Michael Heidinger die Chance gehabt, ohne größeren Gesichtsverlust aus dem von ihm selbst zu verantwortendem Schlamassel herauszukommen. Hätte er sich für den Ratsbürgerentscheid ausgesprochen und die Entscheidung an die Bürger delegiert, wäre ihm der Rat ohne Frage gefolgt. Doch der Bürgermeister wollte nicht, sah keinen Anlass und keine Notwendigkeit. Die Folge: Die Bürger wollen aufbegehren. Dass die 3350 Stimmen, die für einen Erfolg dieses Bürgerbegehrens notwendig sind, zusammenkommen werden, ist so unwahrscheinlich nicht. Aber auch wenn damit der Beweis erbracht wäre - den es aber eigentlich ja gar nicht bedürfte - dass der Bürgermeister die Stimmungslage unter seinen Bürgern ziemlich falsch eingeschätzt hat, wäre damit noch nichts gewonnen.

So wie dieser Bürgermeister gestrickt ist, wird er keine Einsicht zeigen, weil das aus seiner speziellen Sicht ja so aussähe, als würde er, der's doch besser weiß, klein beigeben. Er dürfte also sein Heil - sofern sich das Bürgerbegehren nicht aus irgendwelchen formalen Gründen abbügeln lässt - in einem Bürgerentscheid suchen und hoffen, dass er dabei nicht unter die Räder gerät. Für dessen Erfolg gibt's eine hohe Hürde. 8300 Stimmen wären erforderlich, um das Bäderkonzept des Bürgermeisters zu stoppen und die wollen erst einmal gewonnen werden. Stoppen könnte das Ganze aber auch die SPD. Die sollte sich so langsam fragen, ob die Vasallentreue, die sie ihrem Bürgermeister gegenüber in der Bäderfrage bis jetzt trotz des unüberhörbaren internen Gegrummels aufbringt, ihr tatsächlich mehr schadet als nutzt. Und vor allem sollte sie sich fragen, ob sie noch das Gemeinwohl im Auge hat.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: joerg.werner@rheinische-post.de

(RP)
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