Dinslaken Betuwe: Bahn will Blockverdichtung

Dinslaken · Nachdem Bundesverkehrsminister Ramsauer (CSU) den Ausbau der Betuwe mit dem dritten Gleis samt Lärmschutz in der Dringlichkeit zurückgestuft hat, befürchtet die Region, dass die Bahn für Jahre allein auf Blockverdichtung setzt.

"Blockverdichtung" hat in der Region das Zeug zum Unwort des Jahres. Im Zusammenhang mit der Betuwe-Linie verbreitet die Vokabel zunehmend Schrecken. Denn sie steht für die optimale Auslastung der 72 Kilometer langen Schienenstrecke zwischen Emmerich und Oberhausen mit einer maximalen Anzahl von Zügen. Doch was bedeutet Blockverdichtung? Wie ist der Stand der Dinge bei der Bahn? Gibt es noch Hoffnung auf Lärmschutz? Die RP gibt einen Überblick.

Die Technik

Die neue Technik firmiert unter European Trail Control System und heißt übersetzt Europäisches Sicherungssystem für Züge. Dadurch wird auch die Betuwe als niederrheinisches Bindeglied im Güterverkehrskorridor Rotterdam - Genua ein Baustein, um mit Zügen ohne zeitraubende Lokomotivwechsel quer durch Europa fahren zu können. Das Hirn zur Optimierung der Betuwe entsteht in Emmerich, wo das Elektronische Stellwerk (ESTW) gebaut wird.

Der Zeitplan Das hochmoderne System, so der Zeitplan, soll Ende nächsten Jahres komplett betriebsfähig sein und schafft die "technischen Voraussetzungen für die Blockverdichtung", so ein Bahnsprecher. Noch werden Leitungen verlegt, neue Signale errichtet oder Weichen verändert. Der Abschnitt zwischen der niederländischen Grenze und Wesel soll im Sommer stehen, der Rest der Strecke bis Sterkrade bis Ende 2011 fit sein.

Die Blockverdichtung Eine Bahnstrecke ist in Blöcke zwischen zwei Signalen aufgeteilt, in denen jeweils nur ein Zug unterwegs sein darf. Bislang existieren auf der Betuwe-Strecke 52 Blöcke, künftig werden es 85 sein, in denen, elektronisch gesteuert je ein Zug zeitgleich rollen kann. Die hochintelligente Technik schafft somit die Möglichkeit, bis zu 100 Züge mehr pro Tag - die meisten davon wohl nachts - rollen zu lassen.

Der Lärmschutz Geregelt wird im Verfahren auch der Lärmschutz, den die Bahn vornehmlich mit dem "besonders überwachten Gleis" (BüG) sicherstellen will. Gemeint ist, die Schienen abzuschleifen, sobald sich laut gebende Riefen bilden. Auch neuartige sogenannte "Schienenstegdämpfer", - eine noch nicht offiziell genehmigte Technik - sind im Gespräch.

Das dritte Gleis Was aus dem in der Region favorisierten und politisch zugesicherten Ausbau der Strecke mit dem dritten Gleis samt Lärmschutz wird, steht auf einem anderen Blatt. Die Planfeststellung stockt, soll aber "ganz normal weiterlaufen". Die Bahn aktualisiert ihren Bauantrag derzeit, um ihn im Frühjahr dem Eisenbahnbundesamt erneut vorzulegen. Die Bahn will sich bis Ende 2011 endgültig mit Bund und Land auf die Finanzierung verständigt haben.

(RP)
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