Düsseldorf Behinderte finden nur schwer Arbeit
Düsseldorf · Sozialverband VdK fordert verbindliche Bau-Richtlinien in NRW.
In Nordrhein-Westfalen hängt es von der Wohnregion ab, ob ein Mensch als Schwerbehinderter (in der Regel ab 50 Prozent Behinderung) anerkannt wird. Darauf weist der Sozialverband VdK in Düsseldorf hin. Er kritisierte, dass 2008 die Aufgaben der damals elf Versorgungsämter auf 44 Kreise und kreisfreie Städte übertragen worden seien. Dies führe seither zu unterschiedlichen Einschätzungen; die Anerkennungsquote bewege sich je nach Kommune zwischen 37 und 55 Prozent. Viele Betroffene wollen das nicht hinnehmen: Der VdK spricht von jährlich 17 000 Klagen.
In NRW leben 1,7 Millionen Menschen mit einer anerkannten Schwerbehinderung; allerdings haben nur 5,1 Prozent eine Arbeit, obwohl die Hälfte der arbeitslosen Schwerbehinderten über eine abgeschlossene schulische oder betriebliche Ausbildung verfügen. Nach Angaben von VdK-Landeschef Karl-Heinz Fries stellen viele Arbeitgeber in NRW keine Behinderten ein, obwohl sie aufgrund der Größe ihres Betriebes dazu verpflichtet seien. Er fordert, den Pflichtanteil der Menschen mit schwerer Behinderung von fünf auf sechs Prozent zu erhöhen. "Das würde die Ausgleichsabgabe, die Unternehmen in diesem Fall zahlen müssen, deutlich erhöhen." Der VdK forderte zudem die Landesregierung auf, für eindeutige und verbindliche Vorschriften zum Bau behindertengerechter Wohnungen zu sorgen. Dabei gehe es nicht nur um Gehbehinderte, sondern auch um Gehörgeschädigte und Blinde. Allein in Düsseldorf fehlten rund 1600 behindertengerechte Wohnungen.
Laut VdK muss der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) bis 2022 "vollständig barrierefrei" sein. Probleme bereiteten aber die tiefergelegten S-Bahnzüge im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) sowie das Mitnahmeverbot von E-Scootern im ÖPNV. Als vorbildlich gilt eine in Berlin im Viertelstunden-Takt aktualisierte Internet-Übersicht, welche Aufzüge auf Bahnstationen aktuell defekt sind.
