Gene bestimmen Erfolg von Nierentransplantation Untersuchung von Lübecker Ärzten

Lübeck (rpo). Offenbar besteht ein Zusammenhang zwischen dem Langzeiterfolg von Nierentransplantationen und einer bestimmten genetischen Abweichung im menschlichen Immunsystem. Das haben Lübecker Wissenschaftler herausgefunden.

Damit könnten in Zukunft Risikopatienten bereits vor der Übertragung per Bluttest erkannt und entsprechende medikamentös behandelt werden, sagte der Laborleiter des Instituts für Immunbiologie der Universität zu Lübeck, Michael Müller-Steinhard, am Dienstag. Dies betreffe ersten Studienergebnissen zufolge sogar die Mehrzahl der Menschen mit Nierentransplantation. In Deutschland werden jährlich rund 2300 Nieren verpflanzt.

Nach Erkenntnissen der Forscher führt eine Veränderung in der Struktur des körpereigenen Botenstoffes "Interleukin 6" dazu, dass übertragene Nieren besonders häufig abgestoßen werden. Das Interleukin 6 gehört zu den Botenstoffen, die die Immunabwehr des Körpers steuern. Nach einer Nierenverpflanzung wird die Immunabwehr zunächst durch Medikamente unterdrückt, bis sich der Körper an das fremde Organ gewöhnt hat. Bei vielen Patienten kommt es jedoch noch nach Jahren zu einer plötzlichen Immunreaktion und das Organ wird abgestoßen. Nach Angaben der Universitätsklinik versagen etwa ein Drittel der Spendernieren innerhalb von fünf Jahren nach der Verpflanzung.

Bei einer Untersuchung von 158 Patienten, die am Transplantationszentrum der Universität zu Lübeck eine neue Niere erhalten hatten, zeigte sich nach Angaben Steinhardts, dass etwa zwei Drittel von ihnen das veränderte Interleukin 6 aufweisen. "Bei denen mit dem veränderten Botenstoff waren drei Jahre nach der Operation nur noch etwas mehr als zwei Drittel der Spendernieren funktionsfähig. Bei den Patienten mit dem normal strukturierten Interleukin dagegen verrichteten noch fast 90 Prozent der übertragenen Nieren ihren Dienst", sagte Steinhardt.

Fernziel der Lübecker Wissenschaftlers ist es nach seinen Angaben, weitere Risikofaktoren zu identifizieren, die Transplantationspatienten nach der Operation eine individuelle Therapie ermöglicht. Wegen der langen Nachbeobachtungszeit sei mit konkreten Ergebnissen jedoch erst in mehreren Jahren zu rechnen, sagte Steinhardt.

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