Fahrbericht: Opel Vivario Baumeister Bob lässt grüßen

Rottach-Egern · Nur praktisch sein, reicht heute bei Nutzfahrzeuge nicht mehr aus. Die Nützlinge müssen auch sparsam sein. Zudem ist gutes Aussehen hilfreich. Gute Voraussetzungen also für den neuen Opel Vivaro.

Das ist der Opel Vivario
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Das ist der Opel Vivario

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Quadratisch und praktisch: Diese Assoziationen drängen sich beim Betrachten des neuen Opel Vivaro sofort auf. Auch wenn die zweite Nutzfahrzeuggeneration, die Ende September zu Preisen ab 23.590 Euro netto (28.072 Euro brutto) bei den Händlern steht, mit schicken Formen sowie dem typischen Opel-Markengesicht auch optisch was hermacht, bleibt doch der Vivaro sowohl beim ersten als auch beim zweiten Blick ein für Transportaufgaben optimiertes Fahrzeug.

Der Nützling, der in der Gewichtsklasse zwischen 2,7 und 2,9 Tonnen antritt, wird wie gehabt in den Karosserievarianten Kasten, Combi und Doppelkabine angeboten. Das Gros der Bestellungen fällt mit je rund 45 Prozent auf Kasten (Transporter) sowie Combi (für bis zu neun Personen). Außerdem ist er auch als Fahrgestell mit verschiedenen Aufbauten erhältlich.

Der Vivaro wird je nach Karosserievariante in zwei Längen (5 und 5,40 Meter), zwei Dachhöhen (1,97 und 2,46 Meter) sowie in zwei Innenraumhöhen (1,40 und 1,90 Meter) angeboten. Außerdem gibt es zwei Radstände (3,10 und 3,50 Meter) zur Wahl. Ein Teil des Längenzuwachses von 22 Zentimeter im Vergleich zu ersten Generation kommt der Front zugute. Hier mussten die verschärften Vorschriften für Fußgängersicherheit umgesetzt werden.

Die wichtigsten zehn Zentimeter finden sich in der Verlängerung des Laderaums und bewirken ein deutliches Plus an praktischem Mehrwert. Das lässt sich besonders beim Kasten sehen. Jetzt passen bereits in die kurze Version drei Europaletten hintereinander hinein. Das Laderaumvolumen beträgt beim Kasten je nach Länge und Höhe zwischen 5,2 und 8,6 Kubikmeter, die Zuladung maximal 1,2 Tonnen. Sollen lange Gegenstände von A nach B gebracht werden, ist eine Durchreiche zwischen Trennwand und Beifahrersitz nutzbar. So können Gegenstände bis 3,75 Meter Länge im Frachtraum verstaut werden, bei der langen Ausführung steigt dieser Wert auf 4,15 Meter. Damit die Ladung nicht verrutscht, sind je nach je nach Ausstattung bis zu 18 Zurrösen zur leichteren Fixierung der Gegenstände an Bord.

Und wenn das Frachtgut noch länger als die maximale Innenraumlänge ist? Ein spezieller Scharnier- und Schließmechanismus an den Hecktüren erlaubt seinen sicheren Transport bei geöffneter linker Tür. Die rechte Tür bleibt geschlossen, so dass das Kennzeichen weiter sichtbar ist. Diese praktischen Helfer müssen allerdings gesondert geordert und bezahlt werden, die Profi-Baumeister werden sie vermutlich trotzdem bestellen.

Anders sieht es bei den Zusatzoptionen für den Fahrgastraum aus. Der Arbeitsplatz kann auf Wunsch gegen Zuzahlung modern gestaltet werden: In einem Staufach in der Lehne des umgeklappten Beifahrersitzes ist Platz für einen Laptop. Aus dieser Lehne kann zudem ein Klemmbord herausgenommen und in eine Halterung fixiert werden. Opel offeriert zudem Multimedia- sowie Navigationssysteme. Darüber hinaus finden sich in der Preisliste Optionen wie Beifahrer- sowie Seitenairbags, Klimaanlage, Nebelscheinwerfer oder auch ein Tot-Winkelassistent oder Rückfahrkamera. In wieweit die Kunden dafür extra zahlen, bleibt abzuwarten.

Immerhin: Ab Werk ist der Kastenwagen unter anderem mit einem höhen- und neigungsverstellbaren Lenkrad, elektrischen Fensterhebern, Radio mit Bluetooth-Kompatibilität, Bordcomputer und ESP ausgestattet. Ein großer konkaver Spiegel in der Sonnenblende des Beifahrers trägt dazu bei, das Verkehrsgeschehen an der Beifahrerseite besser wahrzunehmen. Der Fahrersitz verfügt über eine Armlehne und Lendenwirbelunterstützung und machte bei ersten Testfahrten einen sehr bequemen Eindruck. Das dürfte bei Verkaufsentscheidungen ein wichtiger Punkt werden, schließlich verbringen die Fahrer dieser Fahrzeuge täglich viele Stunden hinter dem Volant. Ansonsten überrascht die Interieursgestaltung nicht. Pflegeleichtes Kunststoff und Sitzbezüge sind auf robuste Nutzung ausgelegt und lassen sich vermutlich leicht säubern.

Für den Vortrieb stehen vier 1,6-Liter-Dieselaggregate, darunter zwei Bi-Turbo, zur Wahl. Die Motoren steuert der Kooperationspartner Renault bei, mit dem Opel auch die zweite Generation der Transporterzwillinge Vivaro/Trafic auf den Weg gebracht hat. Sechsganggetriebe übertragen die Kraft an die Vorderräder. Das Leistungsspektrum reicht von 66 kW/90 PS bis 103 kW/140 PS.

Für Fahrer, die viel auf Autobahnen unterwegs sind, kommen die zwei Bi-Turbo-Aggregate in Frage. Sie leisten 88 kW/120 PS und 103 kW/140 PS und verfügen über genügend Drehmoment (320 und 340 Nm), um gelassen im Verkehr mit zu schwimmen. Besonders das Top-Triebwerk vermittelt ein souveränes Fahrgefühl, gepaart mit Laufruhe. Die Lenkung regiert direkt, insgesamt wähnt man sich eher in einem Van als in einem Transporter. Zwar ist der Bi-Turbo mit 88 kW/120 PS mit 5,9 Litern in der Kastenversion das sparsamstes Angebot in der Motorenpalette, die meisten Kunden werden sich aber wohl für den 85 kW/116 PS starken Selbstzünder entscheiden. Er mobilisiert 300 Nm, erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 168 km/h, verbraucht durchschnittlich 6,5 Liter (170 g/km) und ist im Anschaffungspreis günstiger.

Apropos günstiger: Opel verspricht den Baumeistern und anderen Kunden niedrige Unterhaltskosten. Der Vivaro muss nur noch alle zwei Jahre oder nach 40.000 Kilometern zur Inspektion.

(ham)
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