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D21-Studie zur digitalen Gesellschaft Internet - ein Buch mit sieben Siegeln

Berlin (RPO). Mobiles Internet dank hochmoderner Handys, soziale Netzwerke als Freizeitbeschäftigung und gespanntes Warten auf die neuen Technik-Hypes - so in etwa sieht das digitale Zeitalter im Jahr 2010 aus. Doch wirklich angekommen sind die Deutschen in dieser neuen Welt offenbar nicht. Zu diesem Schluss kommt zumindest eine neue Studie.

Die sechs Nutzertypen der D21-Studie
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Foto: ddp

"Bist du bei Facebook?" - Nicht selten wird diese Frage gestellt, wenn man jemanden neu kennenlernt oder einen alten Bekannten nach Jahren einmal wiedersieht. "Kennst du die neue App schon?" ist eine andere Frage. Fast hat man das Gefühl, dieser Entwicklung nicht mehr entrinnen zu können. Wer nicht Schritt hält, gilt schnell als Außenseiter.

Eine am Donnerstag vorgestellte Studie der Initiative D21 zeigt nun aber, dass es tatsächlich mehr solcher digitalen Außenseiter gibt, als man vermuten könnte. Dabei wurde die Bevölkerung zunächst in sechs verschiedene Gruppen unterteilt und diese dann auf ihre digitalen Nutzungsprofile hin analysiert.

Das Ergebnis: 63 Prozent der Bevölkerung sind noch nicht in der digitalen Alltagswelt angekommen. Dazu zählen sie die "digitalen Außenseiter" und die "Gelegenheitsnutzer", die jeweils 28 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Auch die "Berufsnutzer" mit sieben Prozent werden hinzugenommen.

Weniger "Außenseiter" als 2009

Ein Blick auf die einzelnen Gruppen aber verdeutlicht, warum es doch nicht so weit her ist mit der digitalen Revolution. Denn gerade die "digitalen Außenseiter", neben den "Gelegenheitsnutzern" die größte Gruppe, haben ein Durchschnittsalter von 64,9 Jahren.

Dass die älteren im Umgang mit dem Computer nicht ganz so affin sind wie die Jüngeren, ist hinlänglich bekannt. Deswegen bieten etwa Volkshochschulen auch vermehrt Internetkurse für Senioren an. Doch dass die Älteren die digitalen Möglichkeiten wie etwa des mobilen Internets vollständig nutzen, wird wohl auch in den nächsten Jahren utopisch sein, schließlich wuchsen sie nicht mit dem Computer auf, wie es die Kinder heutzutage tun.

Dennoch gibt es Hoffnung in der Gruppe der Außenseiter. Denn im Vergleich zum vergangenen Jahr schrumpfte der Anteil um sieben Prozent. Allerdings - so bemängeln die Studienmacher - nutzen sie die digitalen Möglichkeiten noch weniger als im Vorjahr. So könnten nur zwölf Prozent einen Brief am Computer schreiben, und die meisten wissen nicht einmal, was eine E-Mail oder eine Homepage ist.

"Trendnutzer" setzen auf Mobilität

Recht ähnlich sind sich die "Gelegenheitsnutzer" und die "Berufsnutzer". Die erstere Gruppe etwa kennt sich vor allem bei der Internetrecherche und der Textverarbeitung aus. Genutzt wird der Rechner vorwiegend für E-Mails, Internetsuche und um Texte zu schreiben.

Nicht viel anders ist es bei den "Berufsnutzern". Zwar kennen sie sich mit den Möglichkeiten von Rechnern und Internet viel besser aus, aber auch sie nutzen das meist für Internetrecherche, E-Mails und Textverarbeitung. Und am Rechner sitzen sie eben vor allem aus beruflichen Gründen - rund zwei Stunden oder mehr.

Die meisten Zuwächse bei den einzelnen Gruppen gab es laut der Studie bei den "Trendnutzern". 20 Prozent der Bevölkerung zählen dazu, im vergangenen jahr waren es nur elf Prozent. Und hier macht sich der aktuell Trend zum mobilen Internet besonders deutlich, denn 57 Prozent innerhalb der Gruppe nutzen diese Möglichkeit. So ist schon jetzt zu vermuten, dass der Anteil in den kommenden Jahren noch größer werden wird.

Studie fordert mehr Bildungsangebote

Gerade auf dem Gebiet der digitalen Welt gibt es natürlich auch diejenigen, die alle Möglichkeiten mit Leidenschaft nutzen und teils auch gar nicht mehr ohne können. Ob Blogger oder Computerfreaks - jede noch so kleine technische Neuerung wird gespannt erwartet, getestet und eifrig kommentiert. Gerade die Shows um Apple zeigen das immer wieder.

Doch nur fünf Prozent der Bevölkerung zählen tatsächlich zu dieser Gruppe - genannt die "digitale Avantgarde". Sie verfügen nach der Definition über die beste digitale Infrastruktur und nutzen das Netz sowohl geschäftlich als auch mobil. Und das wird auch in der Zeit deutlich, die sie vor dem Computer verbringen - laut Studie ganze zehn Stunden.

Nicht ganz so intensiv mit dem Rechner beschäftigt, aber ebenfalls mit hohen Kompetenzen ausgestattet ist auch die letzte Gruppe: die "digitalen Profis". Sie kennen sich mit Fachbegriffen aus und nutzen den Rechner eher rational als zur Unterhaltung.

Für die Initiatoren der Studie jedenfalls ist eines klar: Die digitale Welt muss eine größere Rolle bei der Bildung spielen. D21-Vorstandsmitglied Ulrich Hermann sagt, digitale Kompetenz sei genauso wichtig wie Lesen, Schreiben oder Rechnen. Daher sollte es noch mehr Bildungsangebote auf diesem Gebiet geben - und zwar für alle Altersschichten.

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