Spam und soziale Netzwerke Die E-Mail steht vor dem Aus

Düsseldorf (RPO). Das Internet verändert sich rasant. Fernsehen, Einkaufen, Telefonieren, Chatten - es drängt in alle Lebensbereiche des Menschens vor. Und hat auch negative Effekte: Spam, Systemausfälle - zahlreiche Experten gehen davon aus, dass die klassische E-Mail, mit der eigentlich alles anfing, vom Aussterben bedroht ist.

Das Verhalten der Internetnutzer hat sich im Laufe der Jahre verändert. Stehen heute Angebote wie Einkaufen, soziale Netzwerke, Chats oder Internettelefonie im Vordergrund, tritt die E-Mail immer mehr in den Schatten. Allein YouTube beansprucht mit seinen Online-Videos bereits über zehn Prozent des gesamten Internet-Verkehrs für sich.

Aber werden E-Mails für den Nutzer wirklich uninteressant? Scheint so. Denn für die private Nachrichtenübermittlung suchen sich viele User immer andere Wege. SMS, Instant Messenger und soziale Netzwerke bieten heute eine schnellere, direktere und einfachere Möglichkeit der Kommunikation. Deutsche Angebote wie studivz.net, schuelervz.net und meinvz.net haben derzeit nach eigenen Angaben bereits mehr als 7,5 Millionen Nutzer.

Das Versenden von E-Mails hat mehrere Nachteile. Zum einen sind Mails langsamer und oft auch weniger persönlich. Zum anderen haben sie zunehmend einen lästigen Nebeneffekt: Spam-Mails. Laut einer Studie des Barracuda Networks Inc. hat der Anteil dieser Nachrichten von 2001 bis 2007 von fünf auf 90 bis 95 Prozent zugenommen.

Auch die Geschäftswelt leidet darunter. Markus Schaffrin, Fachbereichsleiter E-Business der eco, des Verbands der deutschen Internetwirtschaft e.V., schätzt das Spamaufkommen im geschäftlichen Umfeld auf 80 bis über 90 Prozent. "Die Posteingänge sind regelmäßig zugemüllt. So macht es keinen Spaß mehr, mit dem Medium zu arbeiten." Noch gebe es jedoch keine echten Alternative, so dass die E-Mail vorerst "sicherlich noch das wichtigste Medium" bleibe. Einige Stimmen sähen eine Alternative in sozialen Netzwerken wie XING oder webcrossing, die für den geschäftliche Kontakte geschaffen wurden.

Um sich dem Hauptproblem entgegen zu stellen, setzen momentan viele auf die Hilfe von Spamfiltern, die unerwünschte Nachrichten aussortieren sollen. Das System kann jedoch nicht garantieren, dass erwünschte Nachrichten tatsächlich ankommen. Einige Unternehmen gehen so weit, nur die Mails durch den Filter zu lassen, deren Absender dem System bekannt sind. Insgesamt muss Schaffrins Meinung nach jedoch davon ausgegangen werden, "dass die Spam-Epidemie vorerst erhalten bleibt". Durch die Spams gehe aber nicht nur der Spaß an der Arbeit verloren, so Schaffrin. Das manuelle Sortieren der nicht gefilterten Nachrichten koste Zeit, die nötigen Systeme und Programme Geld und Leitungskapazitäten.

Neben den Kosten nimmt vor allem die Unzufriedenheit zu, wie eine bundesweite Umfrage des Bielefelder Systemintegrator Document Dialog beweist. 94 Prozent der deutschen Unternehmen ist der Schutz vor Spam die wichtigste Anforderung an das E-Mail-System der Zukunft.

Bis jetzt fehlen den Unternehmen noch die Alternativen, die die E-Mail-Nutzung vollständig ersetzen können. Jedoch nutzen Firmen für die interne Kommunikation ebenfalls zunehmend soziale Netzwerke und Instant-Messenging-Angebote. Steht die E-Mail vor dem Aus? Noch nicht, aber sie ist auf auf dem besten Wege, in ihrer aktiven Nutzung zur Rarität zu werden. Gegner hat sie bereits genug.

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